Österreich : E-Baulehre: Zugriffszahlen in Wien seit März versiebenfacht

Auf Basis der bestehenden E-Learning-Angebote hat die Berufsschule für Baugewerbe für den Lockdown bereits im März 2020 ein Distance-Learning konzipiert. Der Lösungsansatz: Jeden Tag ein Onlinekurs. Möglich wurde das rasche Vorgehen nur aufgrund der seit Herbst 2019 bestehenden E-Learning-Plattform.

Bmstr. Dipl.-Päd. Ing. Thomas Prigl, stv. Direktor an der Berufsschule für Baugewerbe Wien: „Aktuell haben sich die Zugriffszahlen der E-Baulehre im Bundesland Wien in 14 Wochen mehr als versiebenfacht - von rund 1.100 Zertifizierungen per März auf rund 8.400 per Anfang Juli. Das digitale Lernportal gewährleistet ein schnelles und effizientes Lernen. Es holt die Jugendlichen genau dort ab, wo sie sich oft auch in ihrer Freizeit aufhalten: online, im Netz. Der Grundpfeiler ist die Verfügbarkeit, denn der Wissenserwerb erfolgt zeit- und ortsunabhängig – das ist gerade jetzt wichtig. Die mediale Wissensvermittlung mit Bildern und Filmen erhöht durch den hohen Praxisbezug zudem die Motivation der Lernenden, was wiederum zum Lernerfolg beiträgt.“

DI Dr. Rainer Pawlick, Innungsmeister Landesinnung Bau Wien: „Für die Baubranche sind top ausgebildete Facharbeiter enorm wichtig – auch in Zukunft. Hier wurde auf die fortschreitende Digitalisierung rasch reagiert. Die österreichische Bauwirtschaft hat mit der Lernplattform einen neuen Meilenstein in der digitalen Wissensvermittlung gesetzt - COVID-19 beschleunigte das. Die Modernisierung im Bereich der Wissensvermittlung hat in Zeiten von Corona gezeigt, dass hier ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde. Die Baulehre in Wien konnte beweisen, dass sie den Anforderungen der Zukunft gewachsen ist.“

Fit für die Zukunft am Bau mit der E-Baulehre

Der Bauberuf hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Digitalisierung und moderne Technologien stellen neue Anforderungen an die Fachkräfte. Mit dem Projekt Baulehre 2020 wurde die Lehrlingsausbildung in Österreich in den vergangenen zwei Jahren umfassend reformiert. Die bisherigen Lehrbereiche wurden neu ausgerichtet. Außerdem wurde eine vertiefende, sogenannte Bau-Kaderlehre für zukünftige Führungskräfte am Bau geschaffen. Die Baulehre trägt heute dem zunehmenden Einsatz digitaler Geräte und Techniken am Bau Rechnung. So sind beispielsweise die digitale Vermessung und das elektronische Datenmanagement Teil der Ausbildung.

Zeitgleich zur inhaltlichen Anpassung der Lehrpläne, gab es auch eine Veränderung in der Wissensvermittlung: Im Auftrag der Bundesinnung Bau wurde die digitale Lernplattform e-baulehre.at umgesetzt. Diese bietet seit Herbst 2019 Baulehrlingen ein umfassendes digitales Trainingsprogramm, das neue Lernmethoden wie Videos und Online-Trainings in die Ausbildung integriert. Die BAUAkademie Oberösterreich ist für das Gesamtkonzept und die Projektumsetzung verantwortlich. Die Berufsschule Freistadt und Wien liefern den Content.

Förderung der Landesinnung Bau der Wirtschaftskammer Wien jetzt ausgeschüttet

Derzeit befinden sich rund 100 Lehrlinge in Ausbildung in Wiener Unternehmen des Baugewerbes. Damit vermehrt Lehrlinge in Betriebe aufgenommen werden, wird die Lehrlingsausbildung in Wien besonders gefördert. Zu 2.000 Euro Förderung durch die Bundesinnung kommen noch einmal 3.000 Euro durch die Landesinnung Bau Wien hinzu. Die Beträge werden aktuell für das vergangene erste Lehrjahr 2019/20 ausgezahlt. Für das kommende Lehrjahr sind seitens der Bundesinnung erneut 2.000 Euro beschlossen. Um einem COVID-19-bedingten Rückgang der Lehrlingszahlen entgegenzuwirken, unterstützt die Bundesregierung mit einer zusätzlichen, zeitlich befristeten Förderung von ebenfalls 2.000 Euro. Eine Förderung durch die Landesinnung Bau Wien ist außerdem geplant.

Pawlick: „Auch die Landesinnung Bau Wien wird im kommenden Lehrjahr voraussichtlich wieder eine Ausschüttung vornehmen, der genaue Betrag ist noch in Diskussion und wird im Herbst spruchreif. Gerade jetzt ist es wichtig, junge Menschen in die Baulehre zu bringen – im Sinne der Beschäftigung in Wien, aber auch im Sinne der Bewältigung des nach wie vor bestehenden Fachkräftemangels.“ (PM)