Österreich : "Dumm, lästig und massive Mehrkosten"

Gestern, Freitag, wurde die bisher nur für Arbeiten in geschlossenen Räumen geltende Verpflichtung, zusätzlich zum Mindestabstand von zwei Metern einen eng anliegenden Mund-Nasen-Schutz zu tragen, auf alle Arbeitsorte ausgeweitet, also auch auf Tätigkeiten im Freien. Baustellen-Mitarbeiter, so die einhellige Reaktion der gesamten Branche inklusive Gewerkschaft, werden dadurch massiv beeinträchtigt, insbesondere jene, die besonders schwere körperliche Tätigkeiten verrichten. Gerüstbauer müssten im Laufe eines achtstündigen Arbeitstages Massen von ca. 6.000 bis 7.000 Kilogramm umsetzen. Wie unangemessen die Regelung sei, zeige dass Spaziergänger oder Freizeitsportler im Freien keinen Mund-Nasenschutz brauchen, hieß es in einer Aussendung.

Am Abend ging dann auch ein SOLID vorliegender und anbei faksimilierter Brief an den Gesundheitsminister, in dem sich Bauindustrie und -gewerbe massiv gegen die Änderung aussprachen.

Industrievorsitzender Peter Krammer (Strabag) sagte auf SOLID-Anfrage dazu: "Das wäre dumm, lästig und würde massive Mehrkosten verursachen, weil das Tragen des MNS zusätzliche Pausen bei körperlich schwerer Arbeit notwendig macht. Es ist noch nicht klar, ob diese sinnbefreite Bestimmung so definitiv übernommen wird."

Auch GBH-Vorsitzender Josef Muchitsch schrieb einen offenen Brief an Minister Anschober: "Ich bin mehr als verwundert, dass nun auch für Bauarbeiter eine FPP2 Maskenpflicht bei Arbeiten im Freien gilt. Das ist in der Praxis auf Baustellen unmöglich. Schwerarbeit leisten bei weniger Sauerstoff geht nicht! Alle Gesundheitsexperten werden das bestätigen. Wenn das Arbeiten aufgrund von Verordnungen nicht mehr zumutbar ist dann sperrt doch die Baustellen zu und ersetzt den Umsatz den Unternehmen wie bei der Gastronomie und verlängert per Gesetz die Fertigstellungstermine.

Gerade die Bausozialpartner haben immer versucht, den Konjunkturmotor Bau am Laufen zu halten. Das haben wir schon beim ersten Lockdown bewiesen und haben das mit dir in gemeinsamer Abstimmung geschafft." (TP, APA)

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