Schiefers Blick : Das große Ganze
2023 wird ein aufregendes und anstrengendes Jahr, soviel kann man heute schon sagen, die Inflation wird weiter hoch sein, eine Beruhigung der Lieferketten ist nicht in Sicht, der Fach- und Arbeitskräftemangel wird uns begleiten und ein Ende des Kriegs Russlands gegen die Ukraine ist nicht absehbar. Das heißt auch, dass die dadurch angeheizte Energiekrise im kommenden Jahr bestehen wird.
2023 werden die Trends, die in den letzten Jahren gestartet sind, sich nicht nur fortführen und fortentwickeln, sondern sie werden auf ein neues Level gehoben: Digitalisierung, Regionalität, Nachhaltigkeit. Die einzelnen Trends werden sich zusammenfügen und zusammenfügen müssen. Sie sind nicht nur voneinander abhängig, sondern sie ergänzen ebenso einander. Die Digitalisierung wird uns in vielen Bereichen, in der Gesundheit, in der Pflege, beim Arbeitskräftemangel weiterhelfen, aber sie wird auch helfen, die Klimakrise zu besiegen, denn ohne Innovationen und den Einsatz von neuen Technologien werden wir unsere ehrgeizigen Ziele nicht erreichen können. Alles wird dabei holistischer. Aufgaben müssen immer ganzheitlich gelöst werden. Es müssen die Konsequenzen bedacht und die Auswirkungen mitgedacht werden. Es gibt keine Inseln und keine Insellösungen. Alles hängt miteinander zusammen und ist zu zueinander abhängig. Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir agieren und unsere Zukunft gestalten. Es geht ums große Ganze.
Was heißt das nun für den öffentlichen Bereich und für Vergabeverfahren? Die Verwaltung muss vorangehen, sie ist der Pacemaker. Sie muss die Weichen stellen und eine Vorbildwirkung haben. Die öffentliche Hand muss Trends setzen und Innovationen aktiv vorantreiben. Sie muss das Vergaberecht damit noch viel stärker als Lenkungsinstrument einsetzen als es bisher geschehen ist. Diese Entwicklungen sind entscheidend für unser Land, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft. Daher hat die Verwaltung heute eine besonders Verantwortung.
Wir brauchen ein innovationsfreundliches Klima in Österreich, eine mutige Haltung. Wir müssen etwas wagen dürfen. Das wird alles nicht in unserer Komfortzone passieren. Die werden wir für Ausflüge oder auch für Expeditionen verlassen müssen. Denn ein neues Denken fordert auch starke Entscheidungen und viel Kreativität. Das altösterreichische „Das hamma immer schon so g‘macht“ darf keinen Platz mehr haben. Es muss von einem „Das haben wir noch nie so gemacht“ abgelöst werden. Um das tun zu können, braucht es den Einsatz und den Mut der Entscheider, das Know-how und die Expertise der Gestalter und die Akzeptanz in der Gesellschaft.