Das größte Problem bei Beton ist vermutlich der Zement. Wäre dieser ein Land, er wäre der größte Verursacher von Treibhausgasen nach den USA und China. Nichts anderes in der Industrie stößt so viel CO2 aus – acht Prozent der globalen Emissionen.
Das liegt auch daran, dass Zement immer noch sehr viel in der Bauindustrie verwendet wird. Es gibt bereits einige Ansätze, wie dieser oder Beton als ganzes ersetzt werden könnte – eine gänzlich neue Idee hat nun ein Team der University of Colorado Boulder vorgestellt. Und diese Idee liefert weit mehr als den CO2-Vorteil.
Die Entwicklung der Forscher ist ein betonähnliches Material, das sich selbst vervielfältigen und heilen kann. Es ist eine Mischung aus Sand und Gelatine – und Bakterien. Die Gelatine – auch ein anderes Hydrogel könnte verwendet werden – dient Cyanobakterien als Feuchtigkeits- und Nährstoffquelle. Davon versorgt machen sie sich an die Arbeit und verfestigen die Masse zu Stein. Dabei wird kaum CO2 freigesetzt.
Was die Bakterien hier genau machen, ist die Erzeugung von Calciumcarbonat – die Mineralisierung des Materials wird in Gang gesetzt, so wie sich auch Muschelschalen bilden.
Solange die Bakterien ihre feuchte und nährstoffreiche Basis haben, arbeiten sie immer weiter. Zerbricht man den von ihnen gefertigten Stein etwa, bilden sie die zwei Bruchstücke zu zwei neuen Steinen heraus.
Muss man sich nun also vorstellen, dass ein Haus aus diesem neuen Beton ständig weiterwachsen würde? Kaum, denn die Bakterien können durch den Entzug ihrer Basis in eine Art Dämmerzustand versetzt werden. Sie sterben nicht, sondern halten das Material stabil. Zeigen sich Schäden in der Substanz, etwa Risse, können die kleinen Arbeiter durch Hydrogelzugabe ganz leicht wieder aufgeweckt werden – so behauptet es zumindest das Forscherteam – und sich an die Reparatur machen.