Österreich : Baudynamik lässt nach, Konjunkturerholung weiter in hohem Tempo

Die Erholung der österreichischen Wirtschaft geht nach Einschätzung der Bank Austria über den Sommer mit hohem Tempo weiter - der Zenit der Wachstumsdynamik im heurigen Jahr dürfte nun jedoch erreicht sein. Der Konsum und der darauf gestützte Dienstleistungssektor dürften noch einmal zulegen, die Dynamik in der Industrie und am Bau aber nachlassen. Für das Gesamtjahr 2021 gehen die Fachleute weiter von 3,2 Prozent BIP-Anstieg aus, für 2022 sogar von 5,5 Prozent.

Der Bank-Austria-Konjunkturindikator hat das Allzeithoch des Vormonats von 6,0 Punkten gehalten, erklärte das Institut am Montag. Auch wenn die Konjunkturstimmung am Höhepunkt sei, würden sich in Teilen der Wirtschaft zu Beginn der zweiten Jahreshälfte Ermüdungserscheinungen zeigen. Die internationale Unterstützung für die exportorientierte Industrie verliere etwas an Kraft, die zusätzlichen Impulse durch den globalen Handel würden schwächer. Auch Lieferengpässe etwa im Halbleiterbereich würden die Industrie-Dynamik belasten, die trotz gesunkener Stimmung weiter sehr stark sei.

Der Dienstleistungssektor werde in den kommenden Monaten stark an Bedeutung für das Tempo der Erholung der heimischen Wirtschaft gewinnen. Nach der Öffnung vieler Branchen erst im Frühjahr profitiere der Sektor noch von Nachholeffekten, die in der Industrie oder am Bau schon weitgehend ausgelaufen seien. Im Dienstleistungssektor befinde sich die Stimmung weiterhin uneingeschränkt im Aufwind, zumal die Konsumentenzuversicht auf 2-Jahres-Hoch sei.

Nach dem Konjunktur-Sprung im Frühjahr verliere das Wachstum an Tempo. Im zweiten Quartal sei mit dem BIP-Anstieg um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal die Konjunkturwende erfolgt. Im dritten Vierteljahr werde die heimische Wirtschaft zwar erneut ein hohes Wachstum erreichen - das Tempo werde aufgrund der auslaufenden Nachholeffekte insbesondere in der Industrie aber unter jenem des Blitzstarts von Frühjahr liegen. Im weiteren Jahresverlauf werde sich der Wachstumstrend weiter verlangsamen, doch werde sich die Erholung als nachhaltig erweisen.

Rund um den Jahreswechsel 2021/22 werde die Wirtschaft das Vorkrisenniveau erreichen, trotz höherer Infektionszahlen über den Winter sollte sich die Erholung 2022 fortsetzen, wenn auch die Dynamik unterjährig nachlassen werde. 2022 werde der private Konsum maßgeblicher Träger sein, gestützt auf die in der Pandemie gestiegenen Sparrücklagen. Die Investitionstätigkeit werde - nach dem sehr starken Rebound 2021 - weniger stark zum Wachstum beitragen können.

Die Erholung am Arbeitsmarkt, die der Wirtschaftsaufschwung bewirkt habe, leide unter sinkender Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage. Zuletzt sei die Arbeitslosenquote bei 7,7 Prozent gelegen, nur einen halben Prozentpunkt über dem Tiefpunkt vor Beginn der Corona-Pandemie. Für das Gesamtjahr 2021 würden im Schnitt 8,3 Prozent erwartet und schon im Verlauf des kommenden Jahres sollte das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden können. (APA)