Deutschland : Überraschung: Lufthansa sieht keinen dringenden Bedarf für dritte München-Startbahn

Der Bau der umstrittenen dritten Startbahn am Münchner Flughafen ist für die AUA-Mutter Lufthansa weniger dringlich geworden. "Tendenziell brauchen wir diese Startbahn etwas später", sagte Konzernchef Carsten Spohr am Donnerstagabend in München.

Die Fluggesellschaft überbrücke die Engpässe derzeit damit, dass sie am zweitgrößten deutschen Flughafen größere Maschinen einsetze und die Flugzeuge besser auslaste.

Erst Ende des kommenden Jahrzehnts brauche die Lufthansa die Startbahn. "Dann sollte es passieren, wenn München nicht in eine Sackgasse kommen will."

Die Start- und Landebahn am Flughafen Franz Josef Strauß ist politisch umstritten. Die bisher allein regierende CSU braucht nach der Landtagswahl aller Voraussicht nach mindestens einen Koalitionspartner. Die Freien Wähler und die Grünen haben sich gegen die dritte Startbahn ausgesprochen. Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich zuletzt ausweichend zum Thema.

Spohr sprach sich auch dafür aus, den Münchner Flughafen mit einem Fernbahnhof an das überregionale Bahn-Netz anzuschließen. Der Bau der Startbahn habe aber Priorität. Bisher fahren nur zwei S-Bahn-Linien von der bayerischen Landeshauptstadt zum 40 Kilometer entfernten Flughafen im Erdinger Moos.

Die Lufthansa setzt auf den Münchner Flughafen als zweites Drehkreuz, weil Frankfurt an Kapazitätsgrenzen stößt. Nach dem "Chaos-Sommer" mit großen Verspätungen und Flugausfällen glaubt Spohr auch nach dem "Fluggipfel" in der vergangenen Woche nicht, dass sich die Lage im kommenden Jahr deutlich entspannen wird. Die Flugsicherung habe signalisiert, dass sie nicht mehr Flugzeuge abfertigen könne. Die Lufthansa werde 250 Millionen Euro ausgeben, um Verspätungen zu vermeiden, sagte Spohr - den Betrag, den sie heuer für Entschädigungen an Urlauber und Hotelübernachtungen für gestrandete Passagiere gezahlt habe. Der Lufthansa-Chef hofft, dass diese Summe 2019 wieder auf das Normalmaß von 100 Millionen Euro zurückgehen wird. (APA)