Österreich : RHI/Magnesita-Deal noch nicht fix

Der Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger lehnt die Verschmelzung des österreichischen Feuerfestunternehmens RHI mit der brasilianischen Magnesita kategorisch ab. Der Deal schade dem Wirtschaftsstandort Österreich, verlieren würden die "hervorragenden technischen Mitarbeiter und treuen Aktionäre", schreibt Rasinger in einer Aussendung. Er sieht "gravierende Nachteile" für den Streubesitz.

Gewinner seien, so Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA), "die Vielzahl der großzügig abgefundenen Kurzzeit-Vorstände, die Berater und Investmentbanken, sowie am meisten die internationalen Finanzinvestoren der Magnesita". Nur der attraktivere Namen - Magnesita - sei ein Gewinn für die Kleinaktionäre.

Rund zwei Drittel der RHI-Aktien sind im Streubesitz. Am Freitag dieser Woche (4. August) sollen die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung ihre Zustimmung zur Fusion der beiden Unternehmen geben. Die Wettbewerbsbehörden der EU, Brasiliens und der USA haben bereits - teilweise mit Auflagen - grünes Licht für den Deal gegeben.

RHI wird im Zuge der Transaktion organisatorisch in die Niederlande und bei der Notierung an die Börse in London wechseln und in Wien nur im dritten Markt, dem am geringsten regulierten Teil der Wiener Börse, gelistet bleiben. Diese komplexe Struktur mit mehreren Sprachen werde die Unternehmensführung verteuern, meint Rasinger. "Für die Verlagerung der Konzernspitze in die Niederlande und der Börsenotierung nach London, das durch den Brexit stark an Bedeutung verlieren wird, gibt es keine überzeugenden Argumente. Der Streubesitz wird in der Ausübung seiner Aktionärsrechte stark behindert."

Die Magnesita werde im Vergleich zur RHI "weit überbewertet", kritisiert Rasinger. Obwohl Magnesita 700 Millionen Euro Bankschulden mitbringe, werde sie mit 400 Millionen Euro bewertet. Auch erhalten die Magnesita-Aktionäre für einen Teil des Kaufpreises 10 Millionen RHI-Mag-Aktien auf Basis von 17,50 Euro, obwohl der derzeitige Kurs der RHI (dann RHI-Mag) bei 32 Euro liege. "Dies führt zu einer Verwässerung von fast 3 Euro je Aktie", so Rasinger. Auch sei der Abfindungspreis von 26,50 Euro je RHI-Aktie "auf Basis einer aus Sicht des IVA weitüberhöhten Marktrisikoprämie von 7,0 Prozent und nicht nachvollziehbaren Planungen" kalkuliert worden. (APA)