Österreich : Porr-Chef sieht den Baukonzern auf Kurs

Durch Akquisitions-Anlaufkosten und Katar sind die Porr-Gewinne heuer bis Juni weggebröckelt, wie schon vorige Woche vorab mitgeteilt. Laut endgültigen Zahlen von Mittwoch sank das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 16 Prozent auf 56,9 Millionen Euro, der Vorsteuergewinn (EBT) um fast 82 Prozent auf 4,0 Millionen Euro und das Periodenergebnis ebenso stark auf 2,9 Millionen Euro.

Positiv entwickelte sich der Auftragsstand – unter anderem auch durch Übernahmen der deutschen Bauunternehmen Franki und Oevermann – der per Ende Juni gegenüber dem Vorjahresstichtag von 5,48 auf 5,70 Milliarden Euro zulegte und einen "historischen Höchststand" erreichte. Der Auftragseingang stieg um 14 Prozent auf 2,91 Milliarden Euro.

Derzeit beschäftigt Porr 16.589 Mitarbeiter, also um 2.116 Personen oder 14,6 Prozent mehr. 568 Mitarbeiter davon seien auf die deutschen Zukäufe zurückzuführen. Auch wurde in Katar und Polen aufgestockt.

Alles in allem sieht Porr-Chef Karl-Heinz Strauss seinen Baukonzern auf Kurs - trotz der momentan ergebnismindernden Effekte der Zukäufe sowie der Verteuerungen bei Katar-Projekten durch das dortige arabische Embargo. Er rechnet damit, dass das Gesamtergebnis 2017 unveränderten Rahmenbedingungen – trotz stark wachsender Produktionsleistung – leicht unter 2016 liegen wird, welches das bisherige Rekordjahr gewesen ist.

Strauss spricht sich in einem APA-Interview auch für ein Vorgehen gegen Scheinfirmen sowie Lohn- und Sozialdumping, Pläne einer Verschärfung der EU-Entsenderichtlinie halte er aber "für die Schnapsidee des Jahres". Eine Politik der Abschottung könne niemand wollen, so Strauss. Firmen, die das wollten, müssten mit einer umso brutaleren inländischen Konkurrenz rechnen. Die ohnedies nicht sehr mobilen Arbeitsmärkte drohten durch solche Beschränkungen noch immobiler zu werden, warnt er.

Zudem werde bei der Anzahl der nach Österreich entsendeten Mitarbeiter übertrieben: In Bauindustrie und Baugewerbe gehe es im Jahr nur um rund 2.800 Vollzeitäquivalente, habe Porr gemeinsam mit der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) erhoben, und nicht um behauptete 60.000 bis 80.000. Höhere Zahlen kämen durch Mehrfachzählungen zustande, weil jeder Baustelleneinsatz einzeln gerechnet werde. "Hier wird mit Ängsten jongliert", so Strauss, der andererseits für eine EU-weite Einsatztruppe plädiert, die Unterentlohnungen in den Herkunftsländern unterbindet.

Den von ihm geleiteten Porr-Baukonzern mit zuletzt fast 16.600 Mitarbeitern sieht Strauss auch mit den jüngsten kostentreibenden Deutschland-Akquisitionen und Katar-Logistikprobleme durch das Wirtschaftsembargo benachbarter arabischer Staaten weiter auf Kurs. Der Anstieg der Produktionsleistung um 21 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro bis Juni sei etwa je zur Hälfte durch organisches Wachstum und durch M&A erfolgt, in Österreich habe man auch als Marktführer um vier Prozent zugelegt.

In Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt für Porr, verfolge man seit drei Jahren das Ziel, flächendeckend vertreten zu sein. Deshalb verstärke man dort die Position im Verkehrswege- und Spezialtiefbau im Hinblick auf die großen Infrastrukturprojekte, die im Nachbarland anstünden. Davon werde der Tiefbau in Deutschland jedenfalls noch die nächsten zehn Jahre profitieren.

In Katar würden trotz der politischen Spannungen alle Projekte der Porr "im grünen Bereich" laufen, betont Strauss. Die Mehrbelastung bei den Kosten, die sich jetzt im abgelaufenen zweiten Quartal niedergeschlagen habe und auch für die nächsten Monate zu erwarten sei, betrage zwar "ein paar Prozentpunkte", werde aber vertraglich von den Auftraggebern getragen werden - wenn auch erst im Jahr 2018 bei der Abrechnung. Katar zahle pünktlich.

In Katar ist Porr beim U-Bahn-Bau engagiert sowie als Systemlieferant bei Festen Fahrbahnen (Slab Tracks), außerdem baut man am Al-Wakrah-Stadion in Doha mit. Bis 2019 sei Porr in Katar ausgelastet, man erhoffe sich auch Folgeaufträge. Dennoch habe man von Anfang an festgelegt, das Exposure dort mit maximal einem Zehntel des Konzernvolumens zu deckeln, faktisch liege man nur bei etwa der Hälfte dessen.

Der Iran wird von Porr laut Strauss "aufmerksam beobachtet". Falls das Land reif für einen Einstieg scheine, etwa beim Tunnel- oder Bahnbau, dann "würden wir das tun", sagt der Vorstandschef. Momentan sei es dafür aber "noch etwas zu früh". (APA/red)

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