Deutschland, Spanien : Hochtief steuert auf Angebot für Abertis zu

Deutschlands größter Baukonzern Hochtief steuert Insidern zufolge auf einen milliardenschweren Bieterwettkampf um den spanischen Autobahnbetreiber Abertis zu. Der spanische Hochtief-Eigner ACS befinde sich in konkreten Planungen für ein Gegenangebot für Abertis, dieses solle über Hochtief erfolgen, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch.

Die Wahrscheinlichkeit für ein Angebot liege bei über 50 Prozent, eine endgültige Entscheidung gebe es aber noch nicht. Sie werde binnen vier Wochen erwartet. Für das spanische Unternehmen hatte der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia bereits ein 16,3 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot vorgelegt.

Abertis betreibt mautpflichtige Straßen und Autobahnen in Spanien und ist auch in Chile und Brasilien aktiv. Insgesamt umfasst das Straßen-Netz mehr als 8.600 Kilometer in 14 Ländern. Das Unternehmen expandierte in den vergangenen Jahren stark außerhalb Spaniens und ist hoch profitabel - das weckt Begehrlichkeiten. Die von der Benetton-Familie kontrollierte Atlantia hatte ein Milliarden-Angebot unterbreitet, das sich aus Barmitteln und Aktien zusammensetzt. So will sie das weltgrößte Mautstraßen-Unternehmen schmieden. ACS und Hochtief würden dagegen auch eine Bar-Offerte erwägen, sagten Insider. Atlantia selbst gebietet bereits über Mautstraßen mit einer Länge von rund 5.000 Kilometern. Beide Konzerne betreiben zudem Flughäfen.

ACS arbeitet Insidern zufolge seit Wochen zusammen mit den Berater-Banken Lazard und JP Morgan an einem Offert. Das Unternehmen habe zur Finanzierung Gespräche sowohl mit Finanzinvestoren als auch Infrastrukturfonds geführt. Auch eine Kapitalerhöhung bei Hochtief könnte eine Rolle spielen. Sei die Finanzierung endgültig festgezurrt, werde es wohl ein Angebot geben, sagten Insider.

Nach Ansicht von Analysten passt Abertis gut zu ACS und Hochtief. Der von Real-Madrid-Präsident Florentino Perez geführte ACS-Konzern hält auch mehr als 70 Prozent der Hochtief-Aktien, über Hochtief kontrolliert er zudem den australischen Bau-Riesen Cimic. Hochtief-Chef ist der Perez-Vertraute Marcelino Fernandez Verdes. ACS hatte Hochtief nach einem erbitterten Übernahme-Kampf geschluckt. Für die Essener könnte die Abertis-Übernahme Sinn machen: Sie planen, entwickeln und bauen Mautstraßen zusammen mit der öffentlichen Hand. Mit Abertis könnten sie ihre Wertschöpfungskette erweitern, hieß es in Finanzkreisen. (APA)