Baumaschinen : Fremde Flotte

Johann Kreuzberger, Marketingleiter von Liebherr in Bischofshofen, hat noch Hoffnung: „Viele Bauunternehmer sind gut beschäftigt und verdienen Geld, da wird der eine oder andere erkennen, dass er heuer noch investieren sollte“, meint er mit verhaltenem Optimismus zur Entwicklung am Baumaschinenmarkt im Herbst. Im Augenblick ist angesichts der Wirtschaftslage die Bereitschaft der Baubranche in neue Maschinen zu investieren allerdings unterkühlt. Die Umsätze im Baumaschinenhandel sind in der ersten Jahreshälfte kräftig eingebrochen - Rückgänge von 40 Prozent und mehr werden verzeichnet.

Ein großes Sonnenfenster gibt’s allerdings auf diesem wolkenverhangenen Himmel: den Mietsektor. Immer mehr Baufirmen sind mit fremder Flotte unterwegs. Statt Maschinen zu kaufen, werden sie für Tage, Wochen oder Monate auftragsbezogen gemietet. Bei den aufs Mietgeschäft konzentrierten Firmen schnurrt deshalb der Konjunkturmotor wie einst in den Boomjahren. Drott zum Beispiel tätigt im heurigen Jahr trotz Schwächen bei der Baukonjunktur Umsätze auf dem hohen Niveau der Jahre 2007 und 2008, wie Burkhard Winterfeld gut gelaunt erzählt.

Zähneknirschen

Auch die großen Baumaschinenhändler registrieren den Trend zu Miete. Im Gegensatz zu den Einbrüchen beim Verkauf erzielen sie Zuwächse. Echte Freude haben viele von Ihnen mit dieser Entwicklung aber trotzdem nicht: „Bauunternehmen mieten heute bedarfsorientiert und lassen das volle Risiko bei uns“, heißt es bei einem der größten österreichischen Maschinenhändler. Die leicht säuerliche Miene ist verständlich, denn in den riesigen Mietparks mit oft hunderten Maschinen ist beträchtliches Kapital gebunden. Trotzdem machen alle größeren Händler gute Miene zum Verleihspiel und eifern um Mietkunden. Schließlich will man sein Klientel bei der eigenen Marke halten und auch nicht auf die zusätzlichen Umsätze verzichten. Außerdem hinkt Österreich beim Mieten ohnehin nach: Anderswo - etwa in den angelsächsischen Ländern - wird auch in guten Zeiten wesentlich mehr gemietet als hierzulande.

Das und nicht zuletzt auch die ewigen Feilschereien bei der Kaufmiete haben die großen Markenhändler bereits lange vor der jetzigen Situation bewogen, die Miete vom Verkauf zu trennen und dafür eigene Organisationen zu schaffen. Volvo etwa vermietet über Volvo Rents an fünf Standorten das gesamte Volvo Lieferprogramm ergänzt durch Fremdprodukte wie Rüttelplatten und Aufsitzdumper. Die Mietflotte der Schweden in Österreich umfasst derzeit rund 300 Maschinen.

Riesen sowie Zwerge

Komatsu-Repräsentant Kuhn kaufte sich vor einiger Zeit beim alteingesessenen Vermieter Drott ein. Die kleinen Komatsu-Maschinen bis 14 Tonnen werden von diesem Unternehmen vermietet. Dazu gibt’s bei Drott von Dumper über Aufbruchhämmer bis zu Kanalverbauelementen fast alles, was am Bau gebraucht wird. Direkt vermietet Kuhn die schweren Komatsu-Maschinen über 14 Tonnen. Die Flotte umfasst derzeit etwa 200 Mietmaschinen, „darunter auch Riesen wie 45-Tonnen-Bagger oder 60-Tonnen Mulden“, wie Stefan Kuhn nicht ohne Stolz erzählt. Liebherr macht es ähnlich und vermietet Großmaschinen ebenfalls direkt und Kleingeräte über vier Mietpartner, die auch andere Gerätschaften für den Bau im Angebot haben. Für Johann Kreuzberger ist diese Trennung logisch: „Kleingeräte-Vermietung ist ein eigener Zweig, wo auch andere Zielgruppen angesprochen werden“, sagt er.

Dass im Bereich kleinerer Maschinen die Uhren anders ticken, weiß auch Huppenkothen. Das Unternehmen mit Schwergewicht auf Mini- und Kompaktmaschinen forcierte frühzeitig ergänzend zum Verkauf das Mietgeschäft. „Miete ist für uns gleich wichtig wie der Verkauf“, sagt Huppenkothens Marketingmann Markus Gebhard. Die Vorarlberger registrieren deshalb zwar ebenfalls den Trend zur auftragsbezogenen Miete, das Unternehmen ist darüber aber alles andere unglücklich. Huppenkothen verfügt heute neben der Zentrale in Lauterach über acht weitere Niederlassungen. Die Mietflotte umfasst 3500 Maschinen.

Ass im Ärmel

Auf diesem eher ruhigen Mietmarkt könnte in den nächsten Monaten der Wind heftiger wehen. Baumaschinen-Marktleader und Cat-Repräsentant Zeppelin will am Mietsektor nämlich kräftig Gas geben. Dazu wurde im Frühjahr die Miettochter MVS-Zeppelin eng mit der gleichnamigen deutschen Zeppelin-Mietgesellschaft verbunden. Durch die Zusammenarbeit kann nun auch in Österreich ein riesiges Portfolio geboten werden: 42.000 Maschinen und Geräte stehen im Katalog, von der „Handbohrmaschine über Container, Bühnentechnik und Teleskopstapler bis zur Baustellenverkehrssicherung“, erzählt der neue Geschäftsführer Michael Schmidt. Dazu kommt das komplette Caterpillar-Programm. Mit diesem großen Paket im Rücken peilt Michael Schmidt für die Zukunft einen Platz unter den ersten drei am heimischen Markt der Baumaschinenvermieter an.

Obwohl MVS-Zeppelin am Mietsektor eigenständig agiert, wird eng mit der Zeppelin Österreich Gesellschaft kooperiert. Die Kundenbetreuer der österreichischen Caterpillar Generalvertretung als auch jene von MVS-Zeppelin wollen - so Schmidt - „ermitteln was der Kunde wirklich braucht, bei Bedarf jeweils einen Partner des anderen Unternehmens heranziehen und ihm so die beste Lösung bieten, egal ob das Kauf oder Miete ist“. Zeppelin-Österreich-Chef Friedrich Mozelt glaubt, dadurch ein Ass im Ärmel zu haben: „Je besser wir auf Bedürfnisse unsere Kunden eingehen können, desto größer sind unsere Chancen am Markt“, sagt er.

Mit Pokerface

Wettbewerber sehen den Aktivitäten von Zeppelin am Mietsektor vorerst einmal gelassen entgegen. „Konkurrenz belebt immer das Geschäft und ob MVS den angepeilten Spitzenplatz am Markt erreicht, müssen sie erst einmal zeigen“, meint etwa Burkhard Winterfeld von Drott trocken. Mit seinen 2000 Mietmaschinen und zehn Niederlassungen sieht er sein Unternehmen als den Spezialisten für Vermietung. Über Kundenbidungsprogramme sowie einem auf den Bedarf des Marktes angepeilten Portfolio will Winterfeld seine Spitzenposition halten. Dazu kommen elf Außendienstarbeiter, die sich um die Wünsche der Mietkunden kümmern: „Das Angebot Miete muss genauso verkauft werden wie ein Produkt“, meint Winterfeld.

Anders als bei den meisten der Branche sieht man bei AMG - das Unternehmen ist wie Drott vorwiegend auf das Mietgeschäft konzentriert - keinen eindeutigen Trend zur Miete: „In Zeiten wie diesen, wo vor allem im Bereich Tief- und Straßenbau die Großbaustellen fehlen, sind die Bauhöfe gestrotzt voll mit eigenem Gerät“, meint Geschäftsführer Peter Wolf. Er ortet folglich auch im Bereich Tiefbau ein etwas schlechteres Mietgeschäft. Grundsätzlich ist Wolf aber mit der Auftragslage zufrieden: „Das Geschäft läuft, vor allem weil wir eine große Bandbreite haben und außerhalb der Baubranche derzeit atypisch mehr vermieten“, sagt er.

Selbst ist die Bank

Wolfs AMG tritt nicht nur als Vermieter, sondern auch als Verleaser auf. „Wenn Kunden von uns ein neues Gerät anschaffen wollen, aufgrund der derzeitigen Situation aber Finanzierungsprobleme haben, können wir oft eine Lösung bieten“. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Anbietern am Markt arbeitet AMG dabei nicht mit Finanzierungsinstituten zusammen, sondern verleast selbst. Wobei Leasing in Zeiten wie diesen auch anderswo ein Weg ist, den strengen Bonitätskriterien der Banken zu entgehen. Alle großen Markenhändler lassen durchblicken, dass hier mit ihrer Unterstützung bessere Chancen auf einen Vertrag bestehen als bei der reinen Kreditfinanzierung. So etwa sagt Stefan Kuhn, dessen Unternehmen bei Leasingfinanzierungen mit der SG Equipment Finance zusammenarbeitet: „Wir haben durch die Kooperation mit dem Leasingunternehmen natürlich einen gewissen Einfluss, dass Finanzierungen realisiert werden“.

Deutlich wird Friedrich Mozelt von Zeppelin, der seinen Kunden Leasing über die Cat Financial anbietet. Er meint, dass im Zuge der Bonitätsprüfung durch Cat Financial nicht nur die Eigenkapitalquote, sondern auch die Entwicklung des Kunden, der Auftragsbestand und ähnliches berücksichtigt werden können. „Und vor allem wird ein hauseigenes Produkt finanziert, das dann als Sicherheit dient“, so Mozelt, „daraus ergeben sich bessere Chancen als bei einer Bank, der bei schlagend werdendem Risiko die Vermarktung einer Baumaschine wahrscheinlich Probleme macht“.

Kurz und kräftig

Daniel Ertlschweiger, bei der Unicreditleasing für Baumaschinen kompetent, sieht das ähnlich: „Durch eine Verwertungsunterstützung des Herstellers oder Händlers lässt sich das Leasing-Objekt im Falle einer Insolvenz zweifellos besser verwerten.“ Als Alternative zur Miete empfiehlt Ertlschweiger das Operating Leasing mit kurzer Laufzeit und hohem Restwert: „Bei Absicherung des Restwertrisikos durch den Hersteller oder Händler ergibt sich hier eine sehr geringe monatliche Belastung, zugleich hat der Kunde alle Optionen offen und kann die Maschine weiter leasen oder einfach zurückgeben“, so Ertlschweiger.

Ein anderes interessantes Leasingangebot bietet derzeit Raiffeisen. Vor dem Hintergrund der rasant steigenden Zahl der Baumaschinen- und LKW-Diebstähle in Österreich wurde eine Kombination von Finanzierungs- und Versicherungsbedingungen mit Zusatzdeckungen entwickeln. Sie gehen weit über eine herkömmliche österreichische Voll-Kasko- und Maschinenversicherung hinaus und sichern die Diebstahls- und Betrugsrisiken besonders umfangreich ab. So enthält das Spezialprodukt-Bündel einen Mietkostenersatz bei längerem Maschinenausfall, die GAP-Deckung und einen erweiterte Geltungsbereich.

Stolpersteine

Mehrere Leasingangebote miteinander zu vergleichen zahlt sich auf jeden Fall aus. Dabei sollten alle relevanten Eckdaten wie Höhe der Investition, der Eigenleistung, Art der Eigenleistung, Leasingdauer und Restwert einander gegenübergestellt werden. Die entscheidende Frage beim Restwert ist, ob der Leasingkunde für die Erzielbarkeit des Restwerts bei der Verwertung haftet. „Wenn ja, sollte man auf einen betont vorsichtigen Restwertansatz achten, auch wenn sich dadurch die monatliche Rate erhöht, weil während der Laufzeit mehr Kapital getilgt wird“, meint Rudolf Fric, Präsident des Leasingverbandes und Geschäftsführer der Bawag P.S.K. Leasing. Wichtig ist ebenfalls der Vergleich der Zinsbindungsklauseln, die klar definiert sein sollten.

Im Gegensatz zum Mietkauf oder zur Kreditfinanzierung hat Leasing den Vorteil, dass die Investition bilanzneutral ist und somit Kennzahlen schonend investiert werden kann. Das ist gerade in Zeiten wie diesen gut für das Rating bei der Hausbank. Wird - wie das einige große Konzerne tun - nach IFRS oder US-GAAP bilanziert, „können allerdings Mietvarianten oder Operating Leasing unterm Strich Vorteile bringen“, meint Rudolf Fric. Auf Details zu achten lohnt sich also in Zeiten wie diesen ganz besonders - beim Leasing genauso wie bei der Miete. (Wolfgang Pozsogar)