Haustechnik : Fernkälte - besser als Stromfresser Klimaanlage

Heiße Sommertage - kühle Büros: Fernkälte ist die umweltfreundliche Alternative zur strombetriebenen Klimaanlage. Die innovative Kühlung senkt den CO2-Ausstoß laut den Verantwortlichen um 64 Prozent.

An heißen Sommertagen laufen Klimaanlagen in Österreich auf Hochtouren: Das bedeutet nicht nur einen enormen Anstieg des Stromverbrauchs, sondern auch der Kohlendioxid (CO2)-Emissionen. Das Treibhausgas ist für die Klimaerwärmung mitverantwortlich.

Fernkälte aus Abwärme bei der Müllverbrennung

Die Alternative zu energieintensiven Klimageräten ist Fernkälte. Sie sorgt immer öfter für kühle Büros, Hotels oder Geschäfte. Ihr entscheidender Vorteil: Umwelt und Klima werden geschont. Denn Fernkälte wird nicht nur mit Strom, sondern hauptsächlich mit Abwärme von Müllverbrennungen oder Kraftwerken erzeugt.

Mit Fernkälte kann diese Abwärme genutzt werden, die ohnehin vorhanden ist und gerade im Sommer verpuffen würde. Im Vergleich zu konventionellen Klimaanlagen spart Fernkälte pro Megawattstunde Kälte rund 240 Kilogramm CO2 ein. Das entspricht einer Senkung von rund 64 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes.

Aktuell erzeugen alle Fernkälteprojekte Österreichs gemeinsam eine Leistung von rund 50 Megawatt und verfügen über eine Netzlänge von insgesamt 7,4 Kilometer.

2020 werden alle bestehenden und neuen Anlagen zusammen eine Leistung von rund 250 Megawatt erreichen. Sie liefern damit so viel Kühlenergie wie etwa 468.000 Kühlschränke. Die angepeilte CO2-Ersparnis beträgt 29.000 Tonnen pro Jahr.

Fern gekühlte Innenstadt

Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbandes der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW): "Unterm Strich wird bei Fernkälte deutlich weniger Primärenergie verbraucht. Daher ist Fernkälte besonders umweltfreundlich und auch günstiger."

Besonders in Ballungsräumen ist Fernkälte für Abnehmer mit hohem Energiebedarf ideal: Krankenhäuser, Hotels und Bürogebäude setzen die innovative Kühllösung ein. Bereits seit 2009 versorgt die Spittelauer Kältezentrale in Wien unter anderem das Allgemeine Krankenhaus (AKH) und die Universität für Bodenkultur mit Fernkälte. Seit kurzem wird auch das Krankenhaus SMZ-Ost mit einer eigenen Fernkältezentrale gekühlt.

Bauträger setzen auf Fernkälte

Nach den ersten Pilotprojekten ist das Interesse der Bauträger für neue Fernkälte-Projekte erwacht: In Wien geht heuer die Fernkältezentrale Schottenring in Betrieb, die über ein Kältenetz künftig viele Kunden in der Wiener Innenstadt versorgen wird. Das Krankenhaus Rudolfstiftung, das Mode- und Textilgroßhandelscenter in St. Marx sowie drei Bürogebäude in der Wiener Renngasse kommen bis Ende 2012 als Fernkälte-Kunden hinzu.

Ab 2014 wird eine Kältezentrale im neuen Hauptbahnhof und dem dazugehörigen Bürokomplex für angenehme Kühle sorgen. In Niederösterreich wird die Fernkälte-Versorgung für das Landesklinikum St. Pölten kommendes Jahr in Betrieb gehen. Sie soll den CO2-Ausstoß um 630 Tonnen im Jahr senken.

2011 belief sich der Fernkälteverbrauch in Österreich auf rund 65 Gigawattstunden. Laut Experten wird die Nachfrage nach Kühlung und Kühlenergie in den kommenden Jahren weiter stark steigen.

Mock: "Wenn die Klimaerwärmung voranschreitet wie bisher, werden wir in spätestens 20 Jahren für das Kühlen gleich viel Energie wie fürs Heizen benötigen. Die energieeffiziente und umweltfreundliche Kühltechnologie hilft Gemeinden dabei, Probleme der Zukunft schon jetzt in Angriff zu nehmen und zu Smart Cities zu werden."

Wer das sagt

Der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW) ist die unabhängige gesetzliche Interessenvertretung der österreichischen Gas- und Wärmewirtschaft. Als diese nimmt der FGW bei den Themen Globalisierung, Marktliberalisierung und Versorgung eine wichtige Stellung ein. (ots)