Großbritannien : Carillion-Milliardenpleite: Angst vor Domino-Effekt wächst

Nach dem Zusammenbruch des britischen Baukonzerns Carillion wächst die Sorge vor einem Domino-Effekt. Der Konzern ist unter Zwangsvollstreckung. Dies wird viele Subunternehmer in die Pleite befördern, schreiben die Zeitungen "Welt" und "Financial Times". Die Pleite könnte die gesamte Wirtschaft erschüttern. Unterauftragnehmer des Baukonzerns hätten damit begonnen, Mitarbeiter zu entlassen.

Die Sub-Unternehmen fürchten, auf ihren Rechnungen an das Unternehmen sitzen zu bleiben. Carillion ist der zweitgrößte Baukonzern des Landes, der an zahlreichen Großprojekten in Großbritannien und im Ausland mitgebaut hat. Außerdem ist die Firma in öffentlichen Dienstleistungen tätig: z.B. in der Essensversorgung von Schulen, der Reinigung von Krankenhäusern und dem Betrieb von Gefängnissen.

"Es ist ein bisschen wie Lehman Brothers", wird Andrew Adonis, ehemaliger Verkehrsminister und Labour-Politiker, zitiert. "Man weiß nicht, was die Auswirkungen sein werden. Ein großer Teil von Carillions Aufträgen war Projektmanagement, bei dem Subunternehmer die Arbeit übernehmen, aber diese Unterauftragnehmer wissen nicht, ob sie noch bezahlt werden."

Die Konkursverwalter von PricewaterhouseCoopers PwC haben bereits mitgeteilt, zunächst keine Rechnungen für Waren und Leistungen zahlen zu wollen, die vor dem Konkurstermin am Montag verschickt worden waren. "Es wird einen riesigen Dominoeffekt unter kleineren Firmen geben, denn viele Gläubiger müssen damit rechnen, weniger als einen Pence für jeden Dollar zu erhalten, den Carillion ihnen schuldet", warnte Peter Kubik, Partner bei der Wirtschaftsprüfung UHY Hacker Young in der "Financial Times". In der Baubranche des Landes gebe es eine Reihe kleinerer und mittlerer Unternehmen, die den Löwenanteil ihres Umsatzes mit Carillion gemacht hätten.

Damit betrifft der "Welt" zufolge die Pleite weit mehr als die 45.000 Angestellten des Konzerns, rund die Hälfte der Konzernbeschäftigten ist in Großbritannien. Kritik richtet sich aktuell auch an die Politik: Warnsignale hätten die öffentlichen Auftraggeber übersehen.

Der Zusammenbruch von Carillion ist eine der größten Firmenpleiten in Großbritannien. In den Büchern der großen britischen Banken - darunter Barclays, Royal Bank of Scotland und Lloyds - sollen rund 1,6 Milliarden Pfund (1,8 Milliarden Euro) an Krediten an den Konzern stehen. (APA)

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