Deutschland : Anziehende Konjunktur als Wachstumstreiber

Die deutsche Baubranche setzt auch im neuen Jahr auf deutlich anziehende Geschäfte und will rund 15.000 Stellen schaffen. Der Umsatz werde 2018 um rund vier Prozent auf gut 117 Milliarden Euro und damit auf den höchsten Wert seit 1995 zulegen, teilten die beiden Branchenverbände HDB und ZDB am Donnerstag in Berlin mit.

"Die Unternehmen des Bauhauptgewerbes gehen mit Zuversicht in das Jahr 2018", erklärten der Chef des Industrieverbands HDB, Peter Hübner, und der Präsident des mittelständischen ZDB, Hans-Hartwig Loewenstein. Die Zahl der Beschäftigten werde im Jahresschnitt auf rund 820.000 klettern. Bereits 2017 hatte es ein Plus von rund 24.000 gegeben. Die Branche spürt allerdings einen Engpass an qualifiziertem Personal.

Wegen der niedrigen Zinsen und mangels attraktiver Anlagemöglichkeiten stecken Investoren seit einigen Jahren verstärkt Geld in den Immobilienmarkt. Dies kommt vor allem dem Wohnungsbau zugute, der erneut für Schwung sorgt. Hier peilen die Verbände 3,5 Prozent mehr Umsatz an, nach vier Prozent Wachstum im Vorjahr. Beim öffentlichen Bau und dem Wirtschaftsbau etwa von Fabriken sei jeweils ein Anstieg um vier Prozent zu erwarten.

2017 dürften die Baugenehmigungen für Wohnungen erstmals seit 2008 gesunken sein. In den ersten elf Monaten sank die Zahl nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 26.400 oder 7,8 auf 313.700. Einer kürzlich veröffentlichte Studie der Förderbank KfW zufolge hat sich in den vergangenen Jahren ein Bestand von 600.000 Wohnungsbaugenehmigungen angesammelt, der noch der Umsetzung harrt.

Späte Regierungsbildung kann uns teuer kommen

Doch die unsichere politische Situation bremst vorerst den Optimismus, denn die deutsche Baubranche befürchtet Einbußen durch die verzögerte Regierungsbildung. "Wir haben fertig geplante Objekte, und die werden teilweise blockiert und nicht fortgeführt", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Hans-Hartwig Loewenstein, am Donnerstag in Berlin.

Im Bereich der Bundesverkehrswege könne es dazu kommen, dass Investitionen nicht wie geplant hochgefahren werden. "Immerhin steht bereits jetzt fest, dass wir für erhebliche Teile des laufenden Jahres mit einer vorläufigen Haushaltsführung des Bundes leben müssen."

Investitionen in den Erhalt und die Sanierung von Bundesverkehrswegen seien davon zwar nicht betroffen, ebenso wenig bereits begonnene Neubauten. "Dennoch sehen wir die Gefahr, dass bei einem zu späten Inkrafttreten des Bundeshaushalts viele Neubaumaßnahmen im laufenden Jahr nicht mehr in Angriff genommen werden können", warnte der Verbandspräsident. Verkehrs- und Finanzministerium sollten daher alle Spielräume des Haushaltsrechts nutzen, damit die eingeplanten Mittel rasch verbaut werden könnten.

Der ZDB spricht sich ebenso wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie dafür aus, alle den Bau und die Verkehrsinfrastrukturpolitik betreffenden Themen in einem starken Ministerium für Bau und Infrastruktur zu bündeln. "Die Aufteilung auf zwei Bundesministerien hat sich nicht bewährt", sagte Loewenstein. Bisher sind Kompetenzen auf das Umwelt- und Verkehrsministerium verteilt. (APA)

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