SOLID 02/2019 : Top 200: Birtel holt Triple

In der Baubranche herrscht gerade eine sehr interessante Stimmung. Die Chefs der großen Firmen und Institutionen (und diese beherrschen die vorderen Ränge unseres Rankings, allerdings zu unserer Freude durchbrochen durch Führungspersönlichkeiten kleinerer Firmen, die aber in der Branche sehr präsent sind und viel bewegen) versuchen sich gerade an den Gedanken zu gewöhnen, dass das bisherige Denken in klar abgrenzbaren Zyklen von Auf- und Abschwung möglicherweise endgültig vorbei sein könnte.

Hieß es noch vor zwei bis drei Jahren, dass jetzt wohl bald unweigerlich die Zinswende kommen müsse – mit der Folge einer Bereinigung des Marktes und einer Verlangsamung bei den Auftragseingängen -, so ist diese scheinbar mehr oder weniger vom Tisch. Zumindest wird sie wohl keine bedrohlichen Ausmaße annehmen können, da ist nicht nur eine Weltlage voller geopolitischer Brisanzen davor.

Die Folge für die Steuermänner (und es sind und bleiben Männer) der heimischen Baubranche: das Geschäft brummt weiter und geht wohl so schnell nicht aus, der Kampf um Margen (steigender Umsatz ist super, aber steigende Baupreise fressen ihn auf, egal wir hoch der Auftragsbestand ist) und Facharbeiter wird weiter gefochten und immer drängender und die Aktienkurse machen keine großen Sprünge, weder nach oben noch nach unten.

Erfolgreiche Strategien

Das sorgt bei Thomas Birtel (heuer zum dritten Mal in Folge Sieger unseres Rankings), Karl-Heinz Strauss (Nr. 2 im Ranking und bei Konzerngröße) & Co. für eher wenige schlaflose Nächte, was wir ihnen gerne gönnen und was sie sich auch verdient haben. Denn dass das alles so gut läuft, hat vor allem bei so divers international aufgestellten Unternehmen wie Strabag und Porr nicht nur mit Glück und heißer Konjunktur zu tun, sondern mit erfolgreichen Strategien.

Hier geht's zum Interview mit Ranking-Sieger Thomas Birtel (STRABAG)

Birtel änderte als Nachfolger des eben gerade 75 Jahre alt gewordenen „Mr. Strabag“ Hans Peter Haselsteiner nicht nur den Slogan von „Building Europe“ auf „Teams Work“, sondern liess dem auch strategisch Taten folgen, indem er das Risiko bei den milliardenschweren Aktivitäten des sechstgrößten Baukonzerns Europas geografisch und thematisch so verteilte, dass die Gefahr größerer Abstürze minimiert wurde – freilich um den Preis, dass auch keine großen Sprünge nach oben in der neuen DNA angelegt waren. Er selber sieht das übrigens ein klein wenig anders und sagt im Interview (siehe Kasten), man hätte sehr wohl einiges riskiert, das sähe man nur nicht und das wäre gut so.

Karl-Heinz Strauss von der Porr wiederum predigt und lebt als Nummer Zwei der österreichischen Baubranche das Motto des „Intelligenten Wachstums“ und freut sich in Zeiten von Auftragseingangsrekorden, wie sie nun schon eine Zeit herrschen, darüber, nicht jeden Auftrag um jeden Preis annehmen zu müssen, sondern strategische Freiheit zu haben.

Beide stehen – wie die gesamte Branche – vor der anspruchsvollen Aufgabe, bei heiß laufendem Motor auch noch etwas für die Weiterentwicklung ihrer Unternehmen tun zu müssen. Denn irgendwann – das zeigen immer mehr Umfragen unter Managern, Konjunkturprognosen etc. – wird sich das Wirtschaftswachstum abschwächen. Die Baubranche wird das wie gewohnt erst ein bisschen später zu spüren bekommen (die Aufträge müssen ja abgearbeitet werden), aber dann wird wohl ein etwas heftigerer Konkurrenzkampf beginnen – und dann haben wieder mehr die Auftraggeber der öffentlichen Hand und aus dem Reich der Immobilienentwickler den Finger am Drücker. Vielleicht kündigt sich mit einem der Letzteren, dem umtriebigen Signa-Chef Rene Benko, auf Platz Drei unseres Rankings, dieser Trend bereits an. Vielleicht hat Benko aber in letzter Zeit nur gute Geschäfte gemacht und war viel in den Schlagzeilen. Auch das ist aller Ehren Wert.

So entstand unser Ranking

Über 30 Expertinnen und Experten, vornehmlich aus der Bau-Kommunikationsbranche, haben sich auch heuer wieder dankenswerter Weise bereit erklärt, sich durch die rund 500 Namen umfassende Liste der wichtigen Bau- und Immo-Persönlichkeiten des Landes von Baufirmenchefs über Zulieferer, Immobilienentwickler, Politiker und aktive Verbandskräfte zu wühlen und alle Personen mit einer Zahl von 1 ("kenne ich nicht" oder "ist nicht wichtig") bis 10 ("allerhöchste Bedeutung") zu beurteilen.

Das komplette Ranking der 200 Bestplatzierten bundesweit und die jeweils Bestplatzierten in den Bundesländern finden Sie in SOLID 02/2019 - als Abonnent kostenfrei!

Wir wünschen viel Spaß beim Suchen und Finden ihrer Freunde, Mitbewerber und vielleicht auch ihrer eigenen Person!