Projekt des Monats : Rosa Zukunft in Salzburg

Die Bevölkerung wird immer älter, die durchschnittliche Haushaltsgröße immer kleiner. „Die Gefahr der Vereinsamung steigt, die Betreuung älterer Menschen muss dringend ausgebaut werden", sieht „die salzburg"-Geschäftsführer Markus Sturm sieht die eigene Branche in Zugzwang. „Diese Forderung richtet sich nicht nur an die Politik, sondern auch an den Verband der Gemeinnützigen Bauvereinigungen."

Die Stadt Salzburg hat im Raumentwicklungskonzept (REK) Vorsorge getroffen: Der Planteil Rosa-Hofmann-Straße wurde als Baulandreserve mit Schwerpunkt Generationenwohnen ausgewiesen - ein Anknüpfungspunkt für ein gemeinsames Projekt mit Phantasie. „Das Besondere ist nicht die Errichtung von 129 Wohnungen, sondern das Gesamtkonzept", erklärt Sturm. „Ein Bauteil mit 59 Wohnungen ist dem Schwerpunkt Mehrgenerationenwohnen gewidmet, ein weiterer dem betreuten Seniorenwohnen, in der Rechtsform Miete bzw. Miete/Kauf und zwei weitere Bauteile sind für die Rechtsform Eigentum vorgesehen, jeweils strukturiert in junges Wohnen und Wohnen für Senioren."

Das Diakoniewerk Salzburg hat das soziologische „Rosa Zukunft"-Konzept entwickelt und wird dieses Wohnbauprojekt maßgeblich begleiten. „Die Gruppe der selbstbestimmten Senioren nimmt zu, sie suchen nach individuellen Lösungen und Konzepten, wie sie z. B. ihr Wohnumfeld im Alter neu gestalten können, ohne dabei auf ein gewisses Maß an Betreuungssicherheit verzichten zu müssen.

Die Senioren stellen aber eine heterogene Gruppe dar, die unterschiedliche Bedürfnisse, Erwartungen und auch Möglichkeiten hat", beschreibt Diakonie-Geschäftsführer Michael König eine der wesentlichen Herausforderungen. Laut König entscheidet sich ein wachsendes Bevölkerungssegment ganz bewusst für ein spezifisches generationenübergreifendes Wohnprojekt. „Neue Wohnkonzepte für Senioren bauen auf bestehende Werte - gesellschaftlich verankertes "Sozialkapital": Gelebte Nachbarschaft, Solidarität, sozialer Zusammenhalt und das Erleben von Generationenbeziehungen und beugen so sozialer Isolation vor, ermöglichen neue Erfahrungen, geben Sicherheit und Halt und vermitteln Geborgenheit".

Warum auch junge Familien Interesse an dieser Wohnform haben, erklärt Roland Brugger vom Projektpartner Myslik: „Die Rosa Zukunft ist wie das Leben: Jüngere, mittlere und ältere Semester bilden ein durchgemischtes Bewohner-Umfeld. Das kommt Familien mit Kindern zugute. Durch die Aktivitäten der Wohnkoordination lassen sich Kontakte zu erfahrenen Babysittern und Leih-Omas/-Opas sehr rasch knüpfen."

Im „Eigentum für Senioren" ermöglicht es die „Rosa Zukunft" älteren Menschen, sich ihren Traum von einer eigenen Wohnung zu erfüllen. Die barrierefreie Eigentumswohnung bietet dabei alle Vorteile der räumlichen Anbindung an ein seniorengerechtes Umfeld. Das Junge Wohnen ist architektonisch und baulich vom Generationen-Wohnen getrennt. Dennoch sind Begegnungen sehr erwünscht. Zumal das Zusammenleben verschiedener Generationen ganz unterschiedliche Angebote aktiviert: Ob Kinderspielplatz oder Senioren-Ausflug, ob Theateraufführung oder ein gemeinsames Fest - durch die Wohnkoordination lassen sich bunte Möglichkeiten für alle Bewohner organisieren.

Reihenhäuser im Eigentum

„Die klare Zukunftsorientierung des Konzepts bietet für Käufer eine schlüssige Option: Wann immer die Vorteile des seniorengerechten Umfelds schlagend werden, können sie in Anspruch genommen und genutzt werden", erklärt Baumeister Steiner, warum er sich am Projekt „Rosa Zukunft" mit der Errichtung von Reihenhäusern beteiligt. Auch wenn die Angebote der Wohnkoordination aktuell nicht benötigt werden - für die Zukunft ist vorgesorgt: Von den Gemeinschaftsräumen über die Elektro-Mobilität bis hin zu den Leistungen der Diakonie - der Lebensabend wird mit höchster Wahrscheinlichkeit ohne Ortswechsel in den eigenen vier Wänden der „Rosa Zukunft" verbracht.

Ein weiteres konzeptionelles Highlight der „Rosa Zukunft" ist die Leuchtturm-Funktion im Smart-Grids-Projekt der „Modellregion Salzburg". Smart Grids sind die intelligenten Energienetze der Zukunft, die alle Teilnehmer des Energiesystems miteinander verbinden. Bisher funktionierten Stromnetze nur als Einbahnstraße, mit neuen Technologien des Datenaustausches und des Energietransportes wird der Energiefluss in beide Richtungen möglich. Weiters soll die „Rosa Zukunft" durch ein abgestimmtes Management von umweltfreundlichen Energieerzeugern (Photovoltaik-Anlage, Blockheizkraftwerk, Fernwärme), das Speichern von Energie (Pufferspeicher, Beton-Wärmespeicher) und steuerbare Verbraucher (Wärmepumpe, Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge, Smart Grid-fähige Haushaltsgeräte ...) auf den Zustand des Netzes und die Verfügbarkeit Erneuerbarer Energie reagieren können. „Human in the Loop" ermöglicht den Bewohnern durch Energie-Feedback- und Interaktionsmöglichkeiten die bewusste Anpassung des Energieverbrauchsverhalten. Das Angebot eines Mobilitäts-Modells mit Elektro-Carsharing-Fahrzeugen, E-Bikes und einem attraktiven Öffentlichen-Personen-Nahverkehrs-Angebot steht direkt in Verbindung mit dem Forschungs- und Energiekonzept bzw. der Photovoltaik-Anlage auf der Dachfläche. Die Akkus der Fahrzeuge werden hierbei auch als Zwischenspeicher genutzt.

Die Planung des gesamten Areals (Bruttogeschoßfläche 11.000 Quadratmeter) folgt konsequent dem soziologischen Konzept, dem Halleiner Büro „thalmeier architektur" ist eine gute Übersetzung der verschiedenen Ansprüche gelungen. (jj)

Daten und Fakten

Grundstücksgröße: 14.785 m2

Bauplatz: 12.019 m2

Größe Spielplatz: 6.088 m2

Grundstücksgröße mit Grünland und Spielplatz: 20.873 m2

Wohneinheiten: 129 Einheiten

Miete/Mietkauf: 99 Einheiten

Eigentum: 22 Einheiten

und 8 Reihenhäuser

Bauvolumen geschätzt: rund 18,5 Millionen Euro

Baubeginn: Frühjahr 2012

Baufertigstellung: Frühjahr 2014