Österreich : Krankenhaus Nord: Vernichtender RH-Bericht

Wie Krone.at heute berichtet, fördern bereits die ersten Fakten aus dem neuen Rechnungshof-Rohbericht zum Bau des Krankenhauses Nord in Wien-Floridsdorf Vernichtendes zutage: Die Prüfer kritisieren scharf das Management der Spitalsbetreiber, diverse Baumaßnahmen à la Schilda, eine gewaltige Verteuerung sowie 8.000 Baufehler. Und noch vor der Fertigstellung sei klar, dass das 785-Betten-Spital erneut umgebaut werden muss.

Der Bau des Krankenhauses Nord hätte ein "Wir schaffen das"-Prestigeprojekt der rot-grünen Stadtregierung werden sollen. Laut RH-Bericht fehlte der Projektleitung "das Know-how".

Jetzt bestätigt der Rechnungshof, was zwei Gesundheitsstadträtinnen gegenüber Journalisten stets dementiert haben:

Beim Wiener Krankenanstaltenverbund existierte "kein ausreichendes Know-how" für ein derartiges Projekt. Auch deshalb war "keine durchgängige Projektorganisation möglich".

Die Pläne des statisch-konstruktiven Planers, des Architekten und des Planers der Gebäudeausrüstung waren mangelhaft.

Dass der Krankenanstaltenverbund bei Auffliegen der ersten massiven Probleme keinen Baustopp veranlasst hat, wird vom Rechnungshof scharf kritisiert: Weitere Störungen im Ablauf wären damit zu vermeiden gewesen.

Die Bauaufsicht listet mehr als 8000 Mängel auf. Darunter finden sich Fehler wie bei den Schildbürgern: So mussten bereits errichtete massive Betonwände wieder abgerissen, Stützen abgebrochen werden.

Zu hohen Mehrkosten führte auch, dass der Innenausbau begann, obwohl die Gebäudedichtheit noch nicht hergestellt war.

Die kalkulierten Kosten von 1,017 Milliarden Euro steigen um mindestens 272,47 Millionen Euro (plus 27 Prozent), im ungünstigsten Fall sogar um 387,87 Millionen Euro (plus 38 Prozent). Ursprünglich sollte das KH Nord die Steuerzahler nur 825 Millionen Euro kosten ...

"Dabei ist noch gar nicht einberechnet, dass das Spital noch vor Inbetriebnahme erneut umgebaut werden muss", erklärt der "Krone"-Informant. Der Grund: Das Haus entspricht laut Rechnungshof schon jetzt nicht mehr den Vorgaben des Masterplans für die städtischen Krankenanstalten.

Eine Inbetriebnahme Ende 2018 sei aber ohnehin "nicht gesichert": Das Risiko der Baufertigstellung aufgrund der Mängelbehebungen und Behördengenehmigungen bei gleichzeitiger Inbetriebnahme sei zu hoch.

Der Ruf der Wiener Opposition nach einem politischen Untersuchungsausschuss scheint somit durchaus berechtigt: Ex-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und ihre Amtsnachfolgerin Sandra Frauenberger (beide SPÖ) sollen öffentlich erklären, wann sie was über diesen Bauskandal wussten. (Krone.at)

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