Immobilien : Deutsche Wohnen bietet 1,8 Milliarden für Konkurrenzfirma GSW
Milliardenübernahme auf dem Wohnungsmarkt: Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen will für rund 1,8 Milliarden Euro die kleinere Berliner Rivalin GSW schlucken, die seit einer Investorenrevolte im Frühjahr ohne Chef ist. Geld fließt bei der Transaktion nicht, sie soll vollständig über einen Aktientausch abgewickelt werden. Wenn die Eigner mitziehen, entsteht das zweitgrößte börsennotierte Wohnungsunternehmen in Deutschland nach der Deutschen Annington - mit einem Bestand von rund 150.000 Wohnungen in einem Gesamtwert von 8,5 Milliarden Euro. Der Deal könnte Experten zufolge der Startschuss für die lang erwarte Konsolidierung des deutschen Wohnungsmarkts sein."Mit einem Zusammenschluss von Deutsche Wohnen und GSW bündeln die beiden Unternehmen ihre Stärken und schaffen ein auch im europäischen Maßstab führendes Unternehmen", erklärte Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn am Dienstag. Die GSW galt am Markt schon länger als Übernahmekandidat, Gespräche mit der in Berlin und Frankfurt ansässigen Deutsche Wohnen gab es in den vergangenen Jahren Finanzkreisen zufolge immer wieder mal. Doch von der nun vorliegenden Offerte - bei Deutsche Wohnen intern als "Projekt Loreley" tituliert - wurde die GSW offenbar kalt erwischt. Eine Stellungnahme des Vorstands gab es zunächst nicht.An der Börse kamen die Pläne gut an: GSW-Aktien stiegen zur Eröffnung um mehr als zehn Prozent auf ein Rekordhoch von 34,64 Euro. Das ist der größte Tagesgewinn der Unternehmensgeschichte. Dabei wechselten innerhalb der ersten 15 Handelsminuten bereits fast so viele Titel den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. "Die Kombination passt, ein geschickter Zeitpunkt", sagte Analyst Georg Kanders vom Bankhaus Lampe. Aussichtsreiche Gegenofferten seien nicht zu erwarten. Dagegen rutschten die Papiere von Deutsche Wohnen um bis zu 5,1 Prozent ab und waren mit 13,43 Euro so billig wie zuletzt vor drei Wochen.Denn mit der Übernahme steht bei der Käuferin auch eine Kapitalerhöhung an, um neue Aktien für den Tausch zu schaffen. Darüber sollen die Deutsche-Wohnen-Eigner auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 30. September abstimmen. Die Bedingungen der Übernahme sind laut Zahn nicht mehr nachverhandelbar: Die GSW-Aktionäre sollen für 20 alte Aktien 51 neue Deutsche-Wohnen-Papiere erhalten. Damit wird GSW aktuell mit 1,77 Mrd. Euro bewertet, der fusionierte Konzern wäre 4,1 Mrd. Euro wert - ein Schwergewicht, aber voraussichtlich noch nicht schwer genug, um kurzfristig in den Dax aufzusteigen.Geht alles glatt, soll die Übernahme im ersten Halbjahr 2014 abgeschlossen sein. Mehr als zwei Drittel des gemeinsamen Portfolios liegt dann in Berlin, wo die Mieten in den vergangenen Jahren deutlich angezogen haben. Der fusionierte Konzern kann in der Hauptstadt auch Verwaltungseinheiten straffen und Kosten sparen. Mittelfristig erwartet Deutsche Wohnen jährliche Synergien von 25 Mio. Euro und eine Steigerung des operativen Ergebnisses (FFO) je Aktie im mittleren einstelligen Prozentbereich.Die Deutsche Wohnen ist schon länger auf Einkaufstour: Erst im vergangenen Jahr waren 24.000 Wohnungen der Baubecon-Gruppe dazugekommen. 2007 hatte der Konzern die Konkurrentin Gehag übernommen. (reuters/apa/pm)