Die Geschichte des Bauhaus beginnt nicht 1960. Damals sicherte sich ein Heidelberger Tischler und Unternehmer die Rechte am Namen – der Grundstein der heute weitreichend bekannten Baumarktkette, in der mit Bohrmaschinen, Glühbirnen und Blumenerde gehandelt wird. Sein Name war Heinz-Georg Baus, also immerhin dem Firmennamen nicht ganz unverwandt.
Die Geschichte des Bauhaus beginnt aber viel früher, ganz anders und für viele heute unbekannt.
Das ursprüngliche Bauhaus – das sich seinen Namen wenig vorausblickend nie sicherte – wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet und war eine Ausbildungsstätte für Kunst, Architektur und Design. Obwohl es nur bis 1933 bestand, gilt es heute noch als eine der wichtigsten und prägendsten Architektur-Schulen des 20. Jahrhunderts, sowie als Schoß der Avantgarde der Klassischen Moderne.
Gropius – sein Todestag jährte sich gestern, Donnertag, zum 49. Male – war erster Direktor der Schule und strebte mit ihr eine Wiedervereinigung der getrennten Künste und dadurch eine neue Formgebung an. Weimar blieb aber bei weitem nicht der einzige Standort. Das Original-Bauhaus zog das erste Mal 1925 nach Dessau um. Das dafür errichtete Gebäude zählt heute zum Weltkulturerbe.
Nach einem Umzug 1932 nach Berlin zwangen die Nationalsozialisten die Bauhaus-Einrichtung – mittlerweile privat – zur Selbstauflösung. Da viele Mitglieder emigrierten, wurde die Ideale der Schule in die Welt hinausgetragen. Ihre Nachwirkungen sind bis in die Gegenwart auch in den USA zu spüren. Noch in den 1930ern begann die Errichtung von über 4.000 Gebäuden in Tel Aviv durch ausgewanderte Bauhaus-Mitglieder. Ihr Stil wird zu großen Teilen als Bauhaus-Stil bezeichnet, die Ansammlung der unverkennbaren Gebäude als Weiße Stadt. 2003 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.
https://youtu.be/80_Q8iXH9BA
Das typisch Weiße beim Original-Bauhaus war aber nie durchgehend. Die Eingangstüren der berühmten Dessauer Schule wurden knallrot gehalten, das Treppengeländer orangefarben und auch die Decken und Wände waren oft bunt gestrichen. Außerdem wurde in der Schule Tapetenpapier designt – und dieses ebenso pastell-bunt –, was immerhin die größten Einkünfte für die Einrichtung bedeutete. Sechs Millionen Rollen in vier Jahren.
In der Baumarkt-Kette Bauhaus gibt es übrigens auch Tapeten zu kaufen. Wahrscheinlich irgendwo zwischen Spachtelmasse und Fassadenrollern. Aber das ist eben eine gänzlich andere Geschichte.