Kanada : Was Google bei der Stadtplanung vorhat

Die Google-Schwester Sidewalk Labs entwickelt mit Quayside im Gebiet des ehemaligen hafens von Toronto zum ersten Mal ein Stadtquartier. Zukünftig sollen innovative Technologien das Leben in den Großstädten verbessern.

In einem öffentlichen Verfahren suchte im März 2017 die staatliche Entwicklungsbehörde Toronto Waterfront einen Partner zur Entwicklung des Gebiets. Sidewalk Labs entschied das Bewerbungsverfahren für sich.

Quayside ist ein ca. 5 ha großes Gebiet am Ontario See. Dort soll ein nachhaltiges, bezahlbares Viertel entstehen. Ein Viertel, das die Durchmischung sozialer Schichten fördert, bezahlbaren Wohnraum bietet und Mobilität neu denkt und das alles unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Um das zu erreichen, wird die Stadtplanung mit digitalen Technologien verknüpft werden.

So ganz neu sind die Lösungen von Sidewalk Toronto nicht. Wohnraum soll bezahlbarer werden, indem die Gebäude in modularer Bauweise gebaut werden. Womit die Bauzeit verkürzt und durch die sich wiederholenden Bauteile Kosten minimiert werden können. Zudem sollen die Gebäude im Passivhausstandard gebaut werden, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Nichts Neues ist ebenfalls, dass ein ­solches Großprojekt mit vielen Unbekannten für die Bürger von Toronto einen demokratischen Bottom-up Prozess vorgeschaltet bekommt, in den die Bürger eingebunden werden. Jedoch ist die enge Verflechtung von Stadt, Bürgern und Datenerhebung zunehmend im Gespräch. Die Stadt soll intelligenter werden – adaptive trafficlights, movable pavement sind nur einige der Innovationen, die das Unternehmen Sidewalk Labs vorschlägt und in Quayside umsetzen möchte. Alle diese Neuerungen werden Daten sammeln.

Viele Bürger fragen sich, was mit ihren erhobenen Daten passiert. Diesem Misstrauen begegnet Sidewalk Toronto mit viel Überzeugungsarbeit, indem es sich den Fragen stellt und sich selbst wie auch andere Unternehmen dazu verpflichtet, die Daten allein zur Weiterentwicklung und Verbesserung des Quartiers zu benutzen. Mit dem „Civic Data Trust“ soll durch unabhängige Mitglieder das Gemeinwohl, der Datenschutz und die Veröffentlichung von „urbanen Daten“ als Open Data im Auge behalten werden.