Immobilienwirtschaft : Was bedeutet 5G für Bau und Immobilien?

5G – ein neuer Mobilfunkstandard, auf den sich derzeit ganz Europa schrittweise einstellt. Mit dem Begriff verbinden viele etwas Negatives oder gar Gesundheitsschädigendes, andere schlicht bessere Verbindungen. Doch was soll das schon mit Bau und Immobilien zu tun haben? Eine ganze Menge – und wer das nicht sieht, könnte bald draufzahlen.

Bei 5G handelt es sich im Grunde nicht um eine eigene Frequenz, sondern vielmehr um ein Protokoll, das auf verschiedensten Frequenzen funktioniert. Jedoch wird bei dem neuen Mobilfunkstandard, der den bestehenden – 4G – flächendeckend ablösen soll, zumeist von bestimmten Eigenschaften, etwa in der Latenz oder Frequenzhöhe, ausgegangen. Das betrifft das mobile Internet, als auch die Mobiltelefonie. In der Schweiz etwa ist der Betrieb schon aufgenommen.

Das, was 5G von seinem Vorgänger unterscheidet, macht es zur Herausforderung und gleichzeitig zu einem wichtigen Potential für die Baubranche als auch die Immobilienbranche. Die Herausforderung liegt im Signal, das Potential in der Übertragungsrate. Das will näher erklärt sein.

Höhere Frequenzbereiche und kürzere Wellenlängen als sie derzeit der Fall sind, haben Auswirkungen auf die Latenz. Das bedeutet, dass die Verzögerung in der Datenübertragung wesentlich niedriger ist.

Latenz? Latent anders.

Unterm Strich bedeuten die geringeren Verzögerungen höhere Upload- und Download-Geschwindigkeiten und eine essentielle Grundlage für die IoT-fähige Vernetzung. Der Ausbau von Smart Buildings und Smart Cities kann nach diesem Gesichtspunkt auf das, was gerne unter dem Namen 5G läuft, nicht mehr verzichten.

Vor wenigen Jahren wurde in New York WiredScore gegründet, ein Zusammenschluss aus den Bereichen Immobilien, Technologie und Telekommunikation. Mithilfe eines Bewertungssystems zertifiziert WiredScore Gewerbeimmobilien hinsichtlich ihrer Konnektivität – denn die ist speziell im Gewerbe und für Büros von großer Bedeutung. Sanjaya Ranasinghe ist Produktchef für Europa bei WiredScore und schreibt regelmäßig über die Bedeutung von Konnektivität. Zwar gebe es natürlich schon intelligente Gebäude; doch erst durch 5G würde die Vernetzung und Kommunikation mit anderen Gebäuden wirklich vorangetrieben, so der Experte.

Nun aber zu den Herausforderungen. Es kann natürlich nicht einfach beschlossen werden, dass eine neue Verbindung schneller ist als die alte – es muss auch etwas für die Infrastruktur getan werden. Die niedrige Verzögerung funktioniert dank der geringen Wellenlänge, welche wiederum bedeutet, dass mehr Masten enger beieinanderstehen müssen, um das Signal weiterzuleiten. Während beim derzeitigen Standard bis zu zehn Kilometer zwischen Sender und Endgerät liegen können, dürfen es bei der angestrebten Latenz nur mehr 300 bis 500 Meter sein.

Antennen-Wald?

An einer entsprechenden Aufstockung wird derzeit vielerorts gearbeitet. Die Deutsche Telekom will bis 2025 schon 90 Prozent der Fläche Deutschlands mit 5G versorgt haben und dafür jährlich über 2.000 neue Standorte bauen. In Österreich soll ebenfalls bis 2025 eine flächendeckende Versorgung herrschen, zehn Milliarden Euro werden dafür investiert.

Ob es wirklich so schnell gehen wird, sei dahingestellt. Eine andere Frage ist, wo die Masten denn stehen sollen. Tatsächlich kann sich hier eine Möglichkeit für und Immobilien- und Grundeigentümer zur Mieteinnahme ergeben, etwa wenn Masten aus Flächenmangel auf Dächern aufgebaut werden müssen.

In Österreich wurde, um solche Fälle künftig schneller und fairer zu regeln, erst vor wenigen Wochen eine spezielle Verordnung fertiggestellt. Die Rundfund- und Telekom Regulierung wurde extra damit beauftragt, Richtsätze festzulegen, wie hoch die Wertminderung von Immobilien ist, sollte auf dem Grundstück ein Mast errichtet werden, und wie hoch die Eigentümer zu entschädigen sind.

Was aber, wird tatsächlich ein Antennen-Tragemast auf dem Dach eines Wohnhauses errichtet? Könnten die Bewohner auch davon profitieren, etwa durch exzellente Internetgeschwindigkeit. Leider gar nicht, da das Signal nicht vertikal, sondern kegelförmig ausgesendet wird.

Dämpfung im Haus

Es ist sogar so – und hier sind wir bei der größten Herausforderung für die Baubranche –, dass es vermehrt zu Signalproblemen im Gebäudeinneren kommen kann, gerade bei Neubauten aus Beton oder Stahl. Ebenso werden Wärmeschutzverglasungen ein Problem darstellen, da ihre Metallschichten wie Abschirmungen wirken.

„Je höher die Frequenz, desto größer die Dämpfung“, erklärt Gregor Wagner vom Forum Mobilkommunikation. Das Forum hat vor drei Jahren sogar ein eigenes Team ins Leben gerufen, das Immobilienentwicklern beratend zur Seite stehen kann.

Ein großes Thema ist hier etwa die Inhouse-Mobilfunkversorgung. Wollen Immobilienentwickler eine spätere, möglicherweise kostspielige und aufwendige Nachrüstung vermeiden, müssen sie schon bei Planungsbeginn an eine interne Versorgung denken. „Es ist Entwicklern natürlich zu raten, im Bau zumindest schon an eine Leerverrohrung zu denken“, so Wagner. „Es ist auch egal, um welche Frequenz es sich handelt, irgendwann ist die Versorgung von außen nach innen nicht mehr möglich.“ Das merkt man etwa, wenn man mit dem Auto in die Tiefgarage fährt.

Eine Inhouse-Versorgung kann beispielsweise für Einkaufszentren von Interesse sein, die ihren Besuchern eine Mobilfunkverbindung zur Verfügung stellen wollen. Hier sind dann nicht nur die baulichen Maßnahmen zu beachten, sondern auch die Maßnahmen des Netzbetreibers, die meisten der Betreiber selbst zu zahlen hat.

Alles Veränderungen, die Möglichkeiten und Probleme bringen oder bringen können – und die Immobilienbranche, die Baubranche, die Planer intelligenter Gebäude können diese Veränderungen nicht aufhalten. Sie können sich aber mit ihnen beschäftigen und sich ihnen stellen, sich entsprechend vorbereiten. Vielleicht schaut am Ende für jeden etwas dabei heraus.

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