Frankreich : Warum Notre-Dame in fünf Jahren nicht viel anders aussehen wird als jetzt

Die Renovierungsarbeiten an der Kathedrale Notre-Dame de Paris laufen – doch nicht durchgehend. Und sie gestalten sich anders als noch vor ein paar Monaten gehofft und vermutet wurde. Sie gehen langsamer voran als erhofft und immer wieder zeigen Berichte, wie schwer sich der Wiederaufbau gestaltet und wie verheerend der Brand Mitte April wirklich war.

Schon seit zwei Wochen wird mittlerweile nicht mehr an der Restauration gearbeitet. Der Grund sind gesundheitliche Bedenken. Bereits kurz nach dem Brand gab es Befürchtungen, das Feuer könnte gesundheitsschädliche Mengen an verbautem Blei freigesetzt haben. Mitte Juli schrieb dann ein französisches Portal von hohen Bleikonzentrationen im Umfeld der Kirche. Allerdings gab der Vize-Bürgermeister von Paris, Emmanuel Gregoire, nun am Dienstag bekannt, es bestünde keine Gefahr für Anrainer: „Alle Tests, die wir in einem Umkreis von 500 Metern um Note-Dame vorgenommen haben, sind negativ.“ Das heißt nicht, dass keine Bleispuren in der näheren Umgebung gefunden wurden – bloß, dass sie keine zulässigen Werte überschreiten.

Auch den Arbeitern, bei denen Bluttests durchgeführt wurden, soll es gut gehen. Deswegen soll es Mitte August auch weitergehen. Trotzdem wird die Kathedrale nicht in fünf Jahren schon wiederaufgebaut sein, so wie Präsident Emmanuel Macron es angekündigthatte – zumindest sieht es momentan nicht danach aus.

Barbara Schock-Werner, frühere Kölner Dombaumeisterin und mit der Koordination der deutschen Hilfe für Notre-Dame betraut, würde die derzeitigen Anstrengungen noch nicht einmal als Wiederaufbau klassifizieren. „Der Architekt hat immer noch Angst, dass gerade jetzt, wenn es so heiß wird, die durchnässten Mauern sich sozusagen einziehen und dass die restlichen Gewölbe einstürzen“, sagt sie. In fünf Jahren könnte also schon etwas stehen – aber nicht die Kathedrale im neuen alten Glanz, sondern bloß der Dachstuhl. Und die Arbeiten in der Kirche würden noch viel länger dauern, so die Expertin. „Das Chorgestühl ist durchnässt und fängt an zu schimmeln, der ganze Innenraum ist verraucht.“

https://youtu.be/wwvXYZ2B6Bo

Wie die Kathedrale in Zukunft überhaupt aussehen wird, weiß die Welt derzeit genauso wenig wie die Kosten des Wiederaufbaus. Macron will einen internationalen Architekturwettbewerb und stellt sich eine Verbindung von Tradition und Moderne vor. Dementsprechend viele Ideen kursieren bereits, von einem Swimmingpool oder Gewächshaus am Dach, bis hin zu vielen roten Elementen in Gedenken an das Feuer.

Und was die Kosten angeht – Spender, auch sehr viele finanzstarke, haben sich sofort nach dem Brand gemeldet. Allerdings sind es derzeit eher die kleinen Spender, die etwa beisteuern, während die Versprechen der Millionäre noch größtenteils unerfüllt bleiben.

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