Baukonjunktur : Warten auf den Aufschwung - so wird 2014

Österreichs Bauwirtschaft hat zuletzt zwei gute Jahre hingelegt. Nach den Einbrüchen der Krise startete 2011 vor allem der sonstige Hochbau eine Aufholjagd, 2012 war der Wohnbau das Zugpferd der Branche. In beiden Jahren erreichte die Baubranche ein Gesamtplus von 2,5 Prozent.

Die Dynamik im Wohnbau hält auch heuer an - und trotzdem hat sich seit dem vergangenen Winter das Tempo über alle Sektoren hinweg deutlich eingebremst. Im Vergleich zu den meisten anderen EU-Staaten steht Österreichs Bauwirtschaft weit besser da als der Durchschnitt. Trotzdem sind Konjunkturforscher und Baufirmen bei der Bilanz per 31. 12. 2013 weitgehend einig: Es war bestimmt kein einfaches Jahr - und das nicht nur wegen des ungewöhnlich langen und harten Winters.

Die neuesten Zahlen für 2013 kamen im Dezember vom Bauforschungsnetzwerk Euroconstruct, an dem 15 Institute Westeuropas und vier aus großen Ländern Osteuropas beteiligt sind. Die Daten zu Österreich liefert das Wifo. Demnach sieht die Lage in Österreich so aus: Im gesamten Bauwesen wird es heuer ein mageres Plus von 0,5 Prozent Wachstum geben.

Auf den zweiten Blick sieht man, dass sich die einzelnen Bereiche wieder sehr unterschiedlich entwickeln. So schneidet der Wohnbau mit +2 Prozent wieder am besten ab. Die Flaute im Tiefbau hat sich heuer etwas aufgehellt, geht aber auch heuer mit einem Minus von 0,6 Prozent weiter. Und im sonstigen Hochbau gibt es nach dem guten Verlauf der letzten Jahre heuer den stärksten Einbruch mit -1,1 Prozent.

Und nächstes Jahr? Da erwarten Euroconstruct und Wifo eine spürbare Verbesserung in zwei von drei Sektoren - doch insgesamt noch keinen Aufschwung. So soll 2014 das Wachstum im heimischen Wohnbau +1,6 Prozent betragen; der Tiefbau schafft demnach eine Trendwende auf +1,2 Prozent und der sonstige Hochbau eine schwarze Null mit +0,5 Prozent.

Das Institut für Höhere Studien ist da etwas optimistischer. „Bei den Investitionen am Bau erwarten wir ein Plus von zwei Prozent. Das hängt damit zusammen, dass die Unsicherheit in Österreich und der EU abnimmt. Es wird also am Bau keinen Boom geben, aber eine Erholung ist anhand der vorliegenden Daten eindeutig zu erwarten", sagt Klaus Weyerstraß, Experte für Baukonjunktur am IHS. Die Autoren des Bank Austria Economics & Market Analysis rechnen für 2014 mit einem Produktionsplus von ebenfalls +2 Prozent.

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Der Hochbau erweist sich also als Stütze der Branchenkonjunktur. „Vor allem aufgrund der Zuwächse im Wohnungsneubau, von dem auch Bauneben- und Bauhilfsgewerbe profitieren", so die Volkswirte der Bank Austria. Tatsächlich entfallen laut IHS auf den Wohnbau allein rund 40 Prozent der gesamten Bau Investitionen. Treiber dieses Trends sind laut Klaus Weyerstraß vom IHS mehrere Fundamentaldaten, etwa das niedrige Zinsniveau, eine trotz steigender Arbeitslosigkeit weiter steigende Beschäftigung, ein Anstieg der Immobilienpreise sowie eine Zunahme der Einpersonenhaushalte.

IHS wie auch Wifo erwarten, dass der Wohnungsneubau 2014 weiter zulegt - allerdings wird sich das Wachstum etwas verlangsamen. „Der Wohnbau wird nicht zuletzt durch das Konjunkturprogramm 2013 positiv beeinflusst: Für das Jahr 2014 stellt der Bund 276 Million Euro den Ländern zur Finanzierung der Wohnbauförderung zur Verfügung, 2015/16 stehen weitere 200 Millionen Euro in Aussicht", erklärt Konjunkturforscher Michael Weingärtler.

Beim Tiefbau bleiben die Aussichten alles andere als rosig. Europaweit schrumpft die Produktion im Tiefbau seit vier Jahren, in Österreich wird es heuer laut den Zahlen des Wifo einen Rückgang von 0,6 Prozent geben. Im nächsten Jahr wird im Bereich des Straßenbaus die Asfinag für eine spürbare Belebung beim Ausbau des hochrangigen Straßennetzes sorgen - „auf der Ebene der Kommunen sieht es beim Bau des niederrangigen Straßennetzes düster aus", sagt Weyerstraß vom IHS.

Die Perspektive der Zulieferer fasst Felix Friembichler vom heimischen Zementverband VÖZ so zusammen: „Heuer wird im November und Dezember noch einiges passieren. Fürs Gesamtjahr erwarten wir ein leichtes Minus von einem bis zwei Prozent bei den Zementlieferungen. Im kommenden Jahr sollte das Volumen dank des privaten Konsums und fortlaufender Großprojekte konstant bleiben - vorausgesetzt, diese Projekte werden nicht durch politische Maßnahmen gestoppt."

Nachdem jahrelang weniger investiert wurde, erwartet das Wifo mittelfristig trotzdem positive Impulse beim Tiefbau aufgrund anstehender Investitionen in die Verkehrs- und Energieinfrastruktur.

Der sonstige Hochbau spürt die Konjunkturlage besonders deutlich - Firmen mit Absatzrückgängen bauen keine neuen Fabrikhallen. Seit dem zweiten Halbjahr hellt jedoch die Stimmung der Wirtschaft wieder leicht auf, vor allem im großen Exportsektor der Hersteller. Bei den Experten der Bank Austria heißt es dazu: „2014 werden die heimischen Unternehmen wieder mehr für Bauinvestitionen ausgeben." Allerdings bleibt das Plus laut den Zahlen von Euroconstruct und Wifo mit 0,5 Prozent sehr verhalten. (pm)

- Zuerst erschienen in SOLID 12/2013 - 01/2014 -