Österreich : Waagner-Biro AG muss in Insolvenz

Das traditionsreiche Wiener Unternehmen Waagner-Biro muss sich sanieren: Die Mutter-Holding, die Waagner-Biro AG, hat am Mittwoch beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag gestellt. Zudem übernimmt nun Sanierer Erhard Grossnigg - vorbehaltlich der Zustimmung des Insolvenzverwalters - die Tochter Austria Stage Systems, um deren Fortbestand zu sichern, teilte Waagner-Biro mit.

Zum Kaufpreis der Austria Stage Systems herrscht Stillschweigen. Zur konkreten wirtschaftlichen Lage dieser Tochter wurden keine Angaben gemacht.

Der Insolvenzantrag der Waagner-Biro-Mutter-AG wird in erster Linie mit der in der Vorwoche eingetretenen Zahlungsunfähigkeit der Tochter SBE Alpha AG begründet, teilten die Gläubigerschutzverbände KSV, AKV und Creditreform am Mittwoch mit.

Die Mutter-Holding als auch die SBE Alpha sollen fortgeführt werden. Den 81 Gläubigern der Mutter wird im Rahmen eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung eine 20-Prozent-Quote binnen zwei Jahren angeboten. Bei der Tochter sind 107 Jobs betroffen, bei der Mutter-Holding 45 Stellen. Insgesamt hat Waagner-Biro-Gruppe rund 1.500 Mitarbeiter.

Die Überschuldung der Mutter beläuft sich auf rund 22 Mio. Euro. Jene der SBE beträgt rund 44 Mio. Euro. Bei SBE gibt es 388 Gläubiger. Laut der Waagner-Biro AG war in erster Linie die Insolvenz der Tochtergesellschaft SBE Alpha AG (vormals Waagner-Biro Stahl AG) Grund für die Beantragung des Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung. Die Konkurseröffnung hatte nicht nur bilanzielle Auswirkungen bei der Antragstellerin, sondern auch bei der Liquidität, da mit der SBE Alpha AG keine Leistungsverrechnung mehr vorgenommen werden konnte. Gespräche die Liquidität kurzfristig wieder herzustellen, sind gescheitert.

Der Konkurs der SBE Alpha AG hat sich auf die nicht operative Mutter-Holding Waagner Biro AG bilanziell mit 19,1 Mio. Euro ausgewirkt. Eine Beteiligung in Höhe von 10,2 Mio. Euro muss ebenso abgeschrieben werden wie eine Forderung in Höhe von 8,9 Mio. Euro. Der SBE-Konkurs wirkte sich negativ auf die Liquidität und Finanzierungslinien der Mutter aus.

Nach intensiven Gesprächen gelang es nicht, den Kreditrahmen der nicht operativen Mutter wieder herzustellen. Gehälter für Oktober wurden nicht mehr bezahlt. Die Firma soll fortgeführt werden. Es gibt Liquidität aus den noch operativen Tochtergesellschaften.

Für die weitere Tochtergesellschaft Waagner-Biro Bridge Systems AG laufen Veräußerungsgespräche, bei denen es konkretes Interesse geben soll. Bei dieser Tochter ist aber damit zu rechnen, dass für diese Tochter ein Sanierungsverfahren beantragt wird.

Die Fortführung soll ohne weiteren Ausfall für die Gläubiger möglich sein, glaubt Waagner-Biro. Dazu seien aber Strukturanpassungen nötig. (APA)