Österreich : Vorarlberger Baubranche warnt vor Markt-Überhitzung

Die Vorarlberger Baubranche hat am Dienstag angesichts eines regelrechten Baubooms eine "zufriedenstellende Bilanz" gezogen. So rechneten die Vorarlberger Bauunternehmer in diesem Jahr mit einem Bauproduktionswert von 638,6 Millionen Euro (plus 1,9 Prozent). Gleichzeitig warnte Immobiliensprecher Günther Ammann aber auch vor einer Überhitzung des Marktes.

Die Bauwirtschaft schätzte anhand der alljährlich durchgeführten Blitzumfrage die aktuelle Auftragslage um 6,6 Prozent höher ein als im Dezember 2016, im ersten Halbjahr 2018 ging die Branche von einem Wachstum von 2,7 Prozent aus. Träger der Konjunktur war dabei nach wie vor der Wohnbau, wo im ersten Halbjahr 2018 mit einer um 7,7 Prozent höheren Auftragslage gerechnet wurde. Andere Einschätzungen ergaben sich hingegen im Industriebau (minus 0,9 Prozent), im öffentlichen Hochbau (minus 1,6 Prozent) sowie im öffentlichen Tiefbau (minus 0,9 Prozent).

"Aktuell wird mehr gebaut denn je - vor allem im sozialen Wohnbau. Diese Dynamik heizt die Konjunktur zusätzlich stark an und treibt auch die Preise nach oben", stellte Ammann fest. Hier müsse Tempo herausgenommen und der Bedarf genau analysiert werden - andernfalls bestehe die Gefahr, "am Bedarf vorbeizubauen", so der Immobiliensprecher. Innungsmeister Peter Keckeis pflichtete Ammann bei. "Wenn die Konjunktur weiterhin so stark ansteigt, können wir die Aufträge mit heimischen Unternehmen nicht mehr stemmen", sagte Keckeis.

Um das Bauen in Vorarlberg leistbar zu halten, forderte Ammann auf Landesebene eine flächenübergreifende Raumplanung mit überregionalen Konzepten. "Baunutzungszahlen und Widmungen müssen endlich den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden", stellte er fest. Die Steuerreform 2016 habe Bauen und Wohnen in Vorarlberg ebenfalls teurer gemacht, richtete Amman einen Appell nach einer maßvollen Steuerpolitik an die neue Bundesregierung.

Die Prognosen im Industrie- und Gewerbebau seien zwar leicht rückläufig, insgesamt befinde man sich aber auf einem sehr hohen Niveau. "Wir wissen, dass zahlreiche Industrieunternehmen für das kommende Jahr große Projekte planen", sagte Innungsmeister-Stellvertreter Alexander Stroppa. Im Straßenbau gebe es noch Potenzial nach oben. "Die Wirtschaft boomt und investiert, im Bereich Infrastruktur und Straßenbau wäre das Land gefragt, den Ausbau von Straße und Schiene rascher zur Umsetzung zu bringen", so Stroppa.

In Sachen Personal berichtete Keckeis von einer Offensive, vor allem im Bereich der Lehrlinge. "Wir bilden heuer 14 Prozent mehr Maurerlehrlinge aus als im Vorjahr, im ersten Lehrjahr erreichen wir sogar eine Steigerung von 44 Prozent", sagte der Innungsmeister. Derzeit beschäftigt die Vorarlberger Bauwirtschaft rund 4.000 Mitarbeiter, darunter etwa 200 Lehrlinge. (APA)

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