Schweiz : Verdacht auf Terrorfinanzierung
In der Affäre um angebliche Schutzgeldzahlungen in Syrien haben französische Ermittler drei frühere Manager des Zementherstellers Lafarge angehört und in Gewahrsam genommen. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Justizkreisen zufolge sind im Zusammenhang mit der Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg drei frühere Top-Manager des französischen Zementherstellers Lafarge von den Ermittlungsbehörden vorgeladen und befragt worden. Darunter sei der ehemalige Chef des Schweizer Zementkonzerns LafrageHolcim, der 2015 aus dem Zusammenschluss des Schweizer Holcim-Konzerns mit Lafarge hervorging, wie eine mit den Ermittlungen vertraute Person am Mittwoch sagte. Die beiden anderen seien der frühere Lafarge-Chef Bruno Lafont und der Lafarge-Manager Christian Herrault.
Ein LafargeHolcim-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Das Unternehmen arbeite mit den Behörden zusammen, bekräftigte der Sprecher. Weder Lafarge noch eine der Tochterfirmen habe bisher Parteistellung in der Untersuchung. Auf Basis der verfügbaren Informationen gebe es keine Anhaltspunkte, dass die Anschuldigungen relevante nachteilige finanzielle Folgen für den Konzern haben werden.
LafargeHolcim-Präsident Beat Hess hatte in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der französischen Zeitung "Le Figaro" schwere Fehler in der Affäre eingeräumt. Im Mittelpunkt der französischen Ermittlungen steht der Vorwurf der "Finanzierung von terroristischen Vorhaben". Eric Olsen hatte das Unternehmen wegen der Affäre Mitte Juli verlassen.
Französische Ermittlungsrichter prüfen schon länger den Verdacht der Terror-Finanzierung. Lafarge hatte ein Werk in Syrien trotz des Bürgerkriegs bis 2014 weiter betrieben. Das lokale Unternehmen soll Geld an Dritte gezahlt haben, um Arrangements mit bewaffneten Gruppen auszuhandeln, damit die Produktion weitergehen konnte. Der LafargeHolcim-Konzern hatte die Zahlungen bereits im März bedauert. In der vergangenen Woche waren laut Justizkreisen gegen drei andere Männer, die damals bei Lafarge Verantwortung trugen, Ermittlungsverfahren eröffnet worden.
Die französische Lafarge-Gruppe hatte sich 2015 mit dem Schweizer Konzern Holcim zusammengeschlossen. Das Unternehmen hat 90.000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern. (APA)