Österreich : UBM zwischen L- und U-Szenario: "Entscheidend ist Liquidität"

Gerüstet sieht man sich durch hohes Eigenkapital und geringe Rückzahlungsverpflichtungen. Alle Hotels und Büros, die heuer fertig werden, sind schon vorab verkauft worden.

Der Hotelbereich, auf den in der Entwicklung 40 Prozent der UBM-Pipeline entfallen und in dem man auch als Pächter agiert, sei "extrem in Mitleidenschaft gezogen" und stelle aktuell auch unbestritten eine "Schwäche" der UBM dar, sagte CEO Thomas Winkler am Montag im Online-Bilanzpressegespräch ein: "Wir müssen uns da etwas neu erfinden. Es wäre falsch, wenn wir sagen: Wir machen weiter wie bisher." Sobald sich der Nebel zu lichten beginne, wolle man aber auch neue Projekte verfolgen.

Von den sieben Hotels in Bau seien drei mit "Forward Deals" bereits verkauf worden. Die vier noch nicht veräußerten würden ein Vor-Corona-Volumen von 380 Mio. Euro darstellen, wobei das die 100-Prozent-Werte sind. Es gibt aber jeweils Partner (bei zwei Häusern zu 50 Prozent, bei einem zu 25 Prozent, nur eines ist voll konsolidiert). Bei den 13 Hotels, die UBM gepachtet habe, erwarte man sich für 2020 einen Vorsteuerverlust von 10 Mio. Euro, der Vergleichswert 2019 waren 5 Mio. Euro positives EBT (Gewinn vor Steuern). Man rechne, dass man die Hotels (6 in Polen, 5 in Deutschland, je 1 in Österreich und den Niederlanden) Anfang Juni wieder öffnen könne, dann könnte es ein Hochfahren wie nach "9/11" und wie 2008 geben mit 45 Prozent Auslastung Ende 2019, so Winkler.

Noch sei unklar, ob die Coronakrise L- oder U-förmig weitergehe, man könne aber mit beiden Szenarien gut umgehen, meinte Finanzvorstand Patric Thate. Es bestehe das "Risiko, dass wir uns in einer L-Entwicklung befinden", sagte Winkler - mit einer über Jahre eingeschränkten Reisetätigkeit und einer dauerhaften Veränderung des Lebens durch Corona: "Das Ganze würde in einer 'Great Depression reloaded' enden." "Wir rechnen aber eher mit einer U-Form", betonte der UBM-Chef, weil die "Liquiditäts-Bazooka" wie nach "9/11" greife. Damit würden sogar "Goldene Zwanziger Jahre" des 21. Jahrhunderts möglich sein. Dann könne man als Entwickler davon profitieren, dass sich Immobilien wieder als sicherer Hafen erweisen würden.

Man sehe sich jedoch die bisher für 2020 bis 2023 geplante 2,5 Mrd. Euro schwere Projektpipeline an, "ob wir uns das alles leisten können", sagte Winkler auf eine Frage von Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA). Denn nach Asset-Klassen bezieht sich die Pipeline nach bisherigem Stand zu je gut 40 Prozent auf Hotels und Büros, zu einem Sechstel auf Wohnen. In der Pipeline sind derzeit noch 16 Stadthotels mit über 4.000 Zimmern genannt, zudem 3.500 Wohnungen und 100.000 Quadratmeter Büros in Entwicklung. Zur Ergebnispräsentation fürs erste Quartal, geplant für 26. Mai, werde man dazu mehr berichten. Freilich könne man als Developer "immer Geld verdienen, auch in Krisenzeiten", nämlich weil man sich dann in Projekte günstig einkaufen könne.

Über das Kernaktionariat - das Ortner-Strauss-Syndikat - zeigte sich Winkler "glücklich". Es sei bisher "kontinuierlich hinter uns gestanden". Angesichts einer Dividendenrendite von über 7 Prozent besteht für den CEO auch pro futuro kein Zweifel daran. Den aktuellen Abschlag beim Börsenkurs auf den inneren Wert des Unternehmens hält Winkler für eine "Kuriosität". Aber der Kapitalmarkt sei dafür bekannt, dass er kurzfristig übertreibe und in die Zukunft schaue. Der Abschlag sei fundamental so nicht gerechtfertigt.

2019 war die UBM Development AG auf Rekordkurs: Das Ergebnis vor Steuern (EBT) kletterte um 27 Prozent auf 70,5 Mio. Euro, der Nettogewinn im selben Ausmaß auf 50,1 Mio. Euro. Die Dividende soll erneut bei 2,20 Euro je Aktie liegen. Dass die Ausschüttungsquote damit auf 31 Prozent sinkt (gegenüber 41 Prozent in den Vorjahren) bezeichnet UBM als "Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf die zu erwartende Rezession infolge der Covid-19-Krise".

UBM verfüge über ein flaches Rückzahlungsprofil bei Anleihen und Schuldscheindarlehen mit Rückzahlungen von nur rund 50 Mio. Euro im Dezember 2020 und weiteren 50 Mio. Euro im November 2021. Die liquiden Mittel zum Ultimo 2019 betrugen 212,4 Mio. Euro (nach 200,4 Mio. Euro ein Jahr davor), die Nettoverschuldung 442,4 (Vj. 421,8) Mio. Euro. Das Eigenkapital lag bei 462,5 (436,3) Mio. Euro, 35,1 (35,3) Prozent der Bilanzsumme; am oberen Ende der Zielbandbreite von 30 bis 35 Prozent. Seit 2016 sei die Liquidität auf das Fünffache gestiegen, das sei "eine sehr gute Ausgangsposition für 2020", betonte der CFO: "Das gibt uns genügend Polster, um allfällige Schwankungen ausgleichen zu können." Die Nettoverschuldung sei seit 2016 um 250 Mio. Euro gesenkt worden.

2019 erwirtschaftete UBM 678,0 Mio. Euro Gesamtleistung, nach 897,7 Mio. Euro Rekordwert im Jahr 2019. 523,7 der 678,0 Mio. Euro entfielen auf Erlöse aus Immo-Verkäufen. 2019 beschäftigte UBM 389 (365) Mitarbeiter, davon 55 (52) Hotel-Beschäftigte. Einsparungen erzielen kann man momentan auch über das Kurzarbeitsmodell. Winkler: "Ein Großteil der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. Das verschafft uns in den nächsten drei Monaten die entsprechende Luft, bis sich die Nebelbänke auflösen." (APA)