Neben Stuttgart 21 : Stuttgarter Großprojekt „Pariser Höfe“ soll im Herbst fertig werden

Stuttgart hatte sich von den Architekten ein neues Stadtviertel gewünscht und wird es Ende 2012 auch bekommen. Ein Baustein davon, die „Pariser Höfe“, wird auf 23.800 m2 Wohnbereich und 8.200 m2 Büro- und Gewerbefläche Leben und Arbeiten vereinen.

Nach einer nur dreijährigen Planungsphase und der Grundsteinlegung 2010 soll dieser Teil des neuen Europaviertels zwischen Hauptbahnhof, Schlossgarten und Pragfriedhof bereits im Herbst dieses Jahres fertiggestellt werden. Dazu galt es, sämtliche Beteiligten so effektiv wie möglich zu koordinieren, um keine Zeit zu verlieren. Basis dafür war der Projektraum eProjectCare der PMG Projektraum Management GmbH, über den alle Beteiligten virtuell miteinander kommunizieren und sich gegenseitig abstimmen können.

Bereits im Herbst 2012 wird Stuttgart über einen weiteren Baustein im neuen Stadtviertel verfügen, dessen Architektur auf französischen Vorbildern aufbaut und durch die Reiß & Co. Real Estate München GmbH realisiert wird. „Die Konzeption bündelt die Baumasse in einer klassischen Blockrandbebauung und einem quer verlaufenden Mittelriegel, um so im Innenbereich möglichst große Freiräume zu erhalten“, erklärt der Projektleiter von Maier Neuberger Architekten, die für den Entwurf und die weiteren Planungsstufen der Wohngebäude zuständig sind. Diesen parkähnlichen Innenhöfen sowie der Nähe zum Pariser Platz verdankt das Großprojekt seinen Namen. Das Gelände liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofprojekts „Stuttgart 21“. „Das Grundstück liegt im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofes, nord-westlich des Gleisfeldes. Die Umstrukturierung dieses Bereiches ist Teil der städtebaulichen Veränderungen, die mit dem Begriff „Stuttgart 21“ bezeichnet werden. Die Entwicklung dieses Teils ist jedoch unabhängig von der Tieferlegung des Gleisfeldes. Daher sind Teile der Bebauung wie beispielsweise die Bibliothek bereits fertiggestellt“, so der zuständige Architekt weiter. Damit es trotz der Nähe zum Hauptbahnhof in den Wohnräumen ruhig bleibt, schirmt der Büroriegel die Bereiche mit Wohnnutzung gegenüber den Bahngleisen ab. Außerdem sollen die dahinter liegenden Grünflächen mit reicher Bepflanzung, kunstvollen Wasserspielen sowie Sitz- und Spielmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene für Entspannung sorgen.

Auf der anderen Seite der Grünflächen steht dem Bürokomplex das Wohngebäude gegenüber. Dies wird 242 Zwei- bis Fünf-Zimmer-Appartements zwischen 50 und 165 m2 beherbergen und insgesamt 75 % der Gesamtfläche des Bauprojekts einnehmen. „Alle Wohnungen haben Parkettböden mit Fußbodenheizung und verfügen über hochwertige und moderne Armaturen sowie Loggien oder Terrassen in einem eleganten Ambiente“, berichtet Robert Nützl, Architekt der MasterPlan Projektconsulting und -management GmbH, die das Vorplanungsgutachten betreute sowie jetzt das Projektmanagement bis zur Fertigstellung. Nicht minder modern sind auch die Büroflächen: „Sie sind mit Be- und Entlüftung sowie einer Kühlung und Bauteilaktivierung zur Temperaturregelung ausgestattet. Außerdem sind flexible Aufteilungsvarianten in den einzelnen Räumlichkeiten möglich, Hohlraumböden für EDV sowie repräsentative, großzügige Eingangsbereiche und Aufzugvorräume sind Standard“, so Nützl.

Ein derartiges Großprojekt wie der Neubau eines kompletten Häuserblocks bedarf einer übersichtlichen und zentralen Koordinierungsstelle. „In der Planungsphase waren bis zu zehn Büros mit insgesamt 20 bis 30 Personen beteiligt, bei der Ausführung kamen durch die Bauleitung und -überwachung noch einmal etwa 20 Personen hinzu, während auf der Baustelle selbst derzeit noch rund 280 Personen beschäftigt sind“, rechnet der Projektleiter von Maier Neuberger Architekten.

Bei dieser hohen Anzahl an Beteiligten wäre die Kommunikation über Telefon und E-Mail beschwerlich und würde von den großen Datenmengen, die versendet werden müssen, zusätzlich erschwert. Außerdem bestünde stets die Gefahr, dass unterschiedliche Pläne in Umlauf kämen, wenn ein Büro an der einen Version arbeitet und ein anderes parallel an einer weiteren etwas ändert. Um dies zu verhindern, sind üblicherweise ständig Abgleiche notwendig, die sowohl zeit- als auch arbeitsintensiv sind.

In Stuttgart wurde stattdessen der Projektraum eProjectCare der PMG Projektraum Management GmbH eingerichtet. Darin können alle Beteiligten unter anderem Pläne und Daten als zip-Ordner einstellen, miteinander kommunizieren sowie Freigaben übermitteln. „Dadurch sind sämtliche für uns relevanten Daten und Planunterlagen jederzeit einsehbar und können nach Belieben heruntergeladen, untereinander ausgetauscht oder auch von unterwegs abgerufen werden“, so Nützl. Denn auf den Projektraum kann auch über Smartphones und Tablet PCs zugegriffen werden. „Die Entscheidung, den Projektraum einzurichten, fiel schon in der Vorentwurfsphase. So wurde ein schneller und unkomplizierter Planungsablauf für alle Beteiligten geschaffen“, erläutert der Projektleiter von Maier Neuberger Architekten.

Die virtuelle Kommunikationsplattform verfügt über ein umfassendes Sicherheitskonzept, das die Vergabe individueller Sicherheitsstufen und Benutzerrechte beinhaltet. Außerdem bietet eProjectCare die Möglichkeit, die Struktur seines Aufbaus selbst zu gestalten und macht das Einpflegen, Bearbeiten sowie Bereitstellen von Daten leicht. „Der Projektraum ist übersichtlich und einfach zu handhaben. Das gilt besonders für die Freigabe von Plänen, was früher eher umständlich war. Jetzt werden sie einfach in den Ordner ,freigegebene Ausführungspläne’ verschoben und alle, die diese Information betrifft, werden automatisch benachrichtigt“, so Anja Keller, Projektleiterin bei der KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, die für die Planung des Bürogebäudes verantwortlich war.

Auch nach Fertigstellung der Pariser Höfe wird die internetbasierte Plattform ihre Dienste nicht einstellen. Denn die ständige Verfügbarkeit der Unterlagen und die Dokumentation der einzelnen Schritte – von der Planung bis zur Übergabe des Bauprojekts – hat auch dann noch seine Vorteile, wenn es um die Nachhaltigkeit der Gebäude geht. So gestalten sich energetische Sanierungen jahrzehntealter Immobilien aufgrund fehlender Daten oft schwierig. Durch den virtuellen Projektraum können diese wichtigen Informationen für die Pariser Höfe gespeichert und zukünftig zur Basis für die Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie Wartungen und Reparaturen der Immobilie werden.