Österreich : Sozialbau forciert Wohnungsneubau auch 2018

Mit neuen Großprojekten will die Sozialbau ihre Neubautätigkeit ankurbeln. Aktuell sind 1.646 Wohnungen in Bauvorbereitung und 639 in Bau, 2018/19 sollen laut Generaldirektor Wilhelm Zechner 1.700 bis 1.800 in Bau sein. Zuletzt hat sich die Wohnungs-Warteliste auf 86.500 Anmeldungen verlängert. Mit 51.203 Wohnungen - davon 43.521 in Miete und 7.682 im Eigentum - ist die Sozialbau größter privater Hausverwalter im Land.

Insgesamt 120.000 Menschen leben in den Wohnhausanlagen der Gruppe, in Summe verwaltet die Sozialbau AG, indirekt Tochter der Vienna Insurance Group (VIG), rund 3,85 Millionen Quadratmeter. Die Mieterfluktuation sei mit deutlich unter 5 Prozent recht gering, so Zechner in einem Interview. Die durchschnittliche Miete laut Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) im Sozialbau-Bestand liegt bei 4,4 Euro pro Quadratmeter, mindestens um ein Drittel unter dem Durchschnitt des privaten/gewerblichen Mietwohnungsmarktes in Wien. Bei den geförderten Einheiten sind es im Neubau 5,23 Euro pro Quadratmeter, ebenfalls ohne Betriebskosten.

Bei zwei Drittel der geförderten Neubauwohnungen liegt die Bruttokaltmiete zwischen 8,5 und 8,6 Euro/Quadratmeter, bei den geförderten SMART-Neubauwohnungen beläuft sie sich auf 7,5 Euro/Quadratmeter. Bei der Wiener Wohnbau-Initiative liegt sie bei 9,5 bis 9,8 Euro/Quadratmeter.

"Ausreichende Bauland-Mobilisierung" ist der Hauptwunsch Zechners an die Politik - denn als gemeinnütziger Bauträger darf man Grundstücke für den geförderten Wohnbau nur bis zu bestimmten Preisobergrenzen erwerben. Auch über Vertragsraumordnungsmodelle und die Kategorie "Wohnen förderbar" sei zu sprechen. Denn bei hohen Preisen hätten Gemeinnützige keine Chance zum Grunderwerb. So gesehen versteht Zechner auch nicht die Rüge durch den Rechnungshof, weil die Stadt Wien Liegenschaften unter Marktwert veräußert hat. "Gott sei Dank gibt es das."

Grund mit aufrechter Widmung sei in Wien nur zu mindestens 600 bis 900 Euro je Quadratmeter Nutzfläche zu haben, oft nur über 1.000 Euro - zuletzt seien beim Wiener Hauptbahnhof Flächen für mehr als 1.750 Euro pro Quadratmeter weggegangen, berichtete Zechner. Selbst Agrarflächen hätten sich von früher 110 bis 120 auf 180 bis 200 Euro/Quadratmeter verteuert - und private Investoren würden hier bereits für 320 bis 400 Euro/Quadratmeter kaufen.

Größtes Einzelprojekt der Sozialbau ist momentan - nach ihrem Engagement bei der Seestadt Aspern - das Areal "Siemensäcker" in Wien-Floridsdorf. Dort ist die Sozialbau AG als Projektentwicklerin eines insgesamt mehr als 1.200 Wohnungen umfassenden Stadtteils verantwortlich und errichtet dabei selbst 583 Mietwohnungen. Das Areal ist knapp 82.000 Quadratmeter groß, insgesamt werden zu zwei Drittel geförderte Einheiten hingestellt, der Rest sind freifinanzierte Eigentums- und Mietwohnungen. Am geplanten Termin für den Baubeginn, dem 2. Quartal 2018, hält Zechner fest, obwohl noch eine verwaltungsgerichtliche Entscheidung abzuwarten ist, die diesen Herbst kommen sollte.

Für die E-Mobilität rüstet die Sozialbau ein Zehntel der neu errichteten Wohnbauten mit Leerverrohrungen für Wall Boxes aus, wobei sich die Mieter bzw. Kunden den Betreiber zum Laden der Elektroautos selbst aussuchen. Beim Siemensäcker-Projekt beträgt der Anteil sogar 15 Prozent.

Bei der Sozialbau AG erhöhte sich der Gesamtumsatz voriges Jahr um 4,2 Prozent von 50,25 auf 52,38 Millionen Euro. Davon kamen unter anderem 32,28 (30,46) Millionen Euro aus den Mieten und 18,02 (16,88) Millionen Euro aus der Betreuungstätigkeit.

Der Betriebserfolg erhöhte sich 2016 von 8,15 auf 9,57 Millionen Euro, das Ergebnis vor Steuern - ident mit dem Jahresüberschuss - stieg marginal auf 12,02 (11,94) Millionen Euro. Für den Rückgang des Jahres- bzw. Bilanzgewinns um 20 Prozent von 7,05 auf 5,63 Millionen Euro war eine im Vergleich zu 2015 höhere Gewinnrücklagen-Dotierung verantwortlich.

Die Mitarbeiterzahl der Sozialbau AG blieb voriges Geschäftsjahr mit 211 (209) praktisch unverändert. Der Gesamtvorstand hat für seine Tätigkeit 2016 insgesamt Bezüge von 992.887,60 Euro erhalten, geht aus der kürzlich im "Amtsblatt" der "Wiener Zeitung" publizierten Bilanz hervor. Für 2015 waren es 999.458,17 Euro gewesen (nach 903.086,71 Euro für 2014).

Neuer Generaldirektor wird ab Anfang 2018 der jetzige Sozialbau-Vorstand Josef Ostermayer, die Gremialbeschlüsse sind gefasst. Der Jurist und frühere SPÖ-Kanzleramtsminister ist im November in die Chefetage eingezogen. Er folgt Zechner nach, der kürzlich 65 wurde. Zudem gehören dem Sozialbau-Vorstand noch Bernd Rießland als Generaldirektor-Stellvertreter sowie Ernst Bach an. Erst Ende Juni 2016 war der langjährige Sozialbau-Chef Herbert Ludl im Alter von 71 abgetreten. Auch künftig ist ein Vierer-Vorstand geplant, die Technik-Agenden Zechners sollen entsprechend nachbesetzt werden. (APA)

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