Café Museum : Radikaler Umbau für klassisches Wiener Kaffeehaus
Nachdem der Rückbau des Wiener "Café Museum" nach Plänen des Architekten Adolf Loos Streitigkeiten zwischen Pächter und Verpächter Ende 2009 zur Schließung führten, wird das Haus am Karlsplatz bis Ende April einem radikalen Re-Design unterzogen.Dabei geraten nach dem Versuch, eine Legende der weltberühmten Wiener Kaffeehauskultur wiederzubeleben, wieder kommerzielle Beweggründe in den Vordergrund. Die Ausstattung des Cafés hob sich bei der Eröffnung 1899 durch seine Schlichtheit ab. Zu den Stammgästen gehörten in den ersten Jahrzehnten die berühmtesten Künstler, Schriftsteller Wiens und Europas. Nun sollen nach dem Willen von Berndt Querfeld, Chef des Kaffeehauses Landtmann, Sitzlogen und andere Beleuchtung für "Gemütlichkeit" sorgen. Querfeld wurde mit der Ausarbeitung des Konzepts betraut. Er ist auch an einer Übernahme des Traditionscafés interessiert.Die Wiedereröffnung soll laut Querfeld Anfang Mai erfolgen. Derzeit arbeite man an den Plänen, während die Fenster durch Plakate bekannter Kaffeehausliteraten verhüllt sind.
Der Kaffeehausmogul resümiert über die eher unglückliche jüngste Vergangenheit des Lokals: "Es war ein durchaus mutiger Schritt, den ich aber nie gemacht hätte." Das Hauptproblem sei die "freie Tischaufstellung" ohne jegliche Bank- oder Nischenmöbel gewesen. Dieses Konzept aus dem vorvorigen Jahrhundert entspreche nicht mehr dem Bedürfnis der Gäste nach Gemütlichkeit. Deshalb will der Landtmann-Boss, zu dessen Imperium etwa auch die Cafés Mozart und Hofburg oder das australische Restaurant Crossfield's gehören, das vormalige Literatenkaffeehaus wie vor dem Loos-Rückbau 2003 mit gepolstertem Mobiliar und Sitzlogen bestücken.Auch das Beleuchtungskonzept und die Wandgestaltung - bisher senkrechte Streifen aus Hell- und Dunkelgrün - werden geändert.Als Orientierung soll das Innenraumdesign von Josef Zotti dienen, welches dem Café ab den 1930er Jahren sieben Jahrzehnte lang sein Aussehen gab. Von einem 1:1-Revival sieht Querfeld aber ab: "Weil man auch sein eigenes Leben reinbauen sollte." Ob der Landtmann-Chef die Räume selbst pachten wird, ist laut eigenen Angaben noch nicht fix. Er sei jedenfalls interessiert und falls die Pachtsumme passe, "bin ich sicher einer der ersten, der sich drum bewirbt". Das Kaffeehaus sei jedenfalls in guten Händen und keinesfalls dem Untergang geweiht, beruhigte er Museum-Freunde.Das gilt im Übrigen auch für das Café Ritter auf der Mariahilfer Straße, dem wegen Insolvenz bis vor kurzem die endgültige Schließung drohte. Laut Masseverwalter Walter Kainz ist die Fortführung als Altwiener Kaffeehaus unter einem neuen Betreiber jedoch gesichert. Schließlich sei das Café kürzlich unter Denkmalschutz gestellt worden, weshalb der Plan jener Privatstiftung, die im Besitz des Hauses ist, die Räumlichkeiten an eine Textilhandelskette zu verkaufen, vom Tisch ist. (APA/pm)