Österreich : Pröll: "Infrastrukturprojekte brauchen langen Atem"

Der scheidende Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hat am Dienstag Bilanz über Straßenbauvorhaben in Niederösterreich während seiner seit fast 25-jährigen Amtszeit gezogen, aber auch auf große Herausforderungen in der Zukunft hingewiesen. "Wer heute Infrastrukturprojekte plant, braucht einen langen Atem", betonte er in einer Pressekonferenz in St. Pölten.

Er halte die Entwicklung für "äußerst bedenklich", dass Verfahren lange dauern und durch Einsprüche Verzögerungen entstehen bzw. Vorhaben blockiert werden. "Die Politik muss mehr das Heft in die Hand nehmen. Mut beginnt bei der Festlegung von Gesetzestexten", meinte Pröll, der seit Herbst 1992 für die Straßenbau-Agenden zuständig ist.

Der Landeshauptmann äußerte Verständnis für Anrainerrechte, jedoch sei man bei Infrastrukturvorhaben zunehmend mit professionellen Gegnern konfrontiert. Unter Verzögerungen leide der Standort, das stelle Arbeitsplätze infrage und koste Zeit und Geld am Rücken der Zukunft des Landes, kritisierte Pröll.

In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten "ist enorm viel weitergegangen", zog Pröll Bilanz über Straßenbauprojekte in Niederösterreich während seiner Amtszeit. 20.000 Bauvorhaben - von Kurvenbegradigungen bis zu Umfahrungen - wurden demnach umgesetzt. 140 Autobahn-Kilometer wurden gebaut, dazu kamen 160 Kilometer zusätzliche Fahrspuren und neun Anschlussstellen auf Autobahnen. Errichtet wurden auch die drei Donaubrücken Tulln, Pöchlarn und Traismauer.

Durch 140 Kilometer an neuen Umfahrungen sind laut Pröll seit 1992 rund 100.000 Bürger vom Verkehr entlastet worden. 1.200 Kilometer an Ortsdurchfahrten wurden saniert und umgebaut. Durch 60 verhängte Lkw-Fahrverbote habe man durchschnittlich 12.000 Lastwagen pro Tag aus Siedlungen gebracht. Die Zahl der Verkehrstoten sei in den vergangenen 25 Jahren um 71 Prozent gesunken.

An wichtigen errichteten internationalen Verbindungen nannte Pröll u.a. den Neubau der Nordautobahn, den Ring um Wien, die Spange Kittsee sowie den Ausbau von Süd-, West- und Ostautobahn. Die Entwicklung sei "noch nicht abgeschlossen", verwies er u.a. auf die Finalisierung der Nordautobahn bis zur Staatsgrenze und die Verlängerung der Weinviertler Schnellstraße.

Als Herausforderungen für die Zukunft nannte der scheidende Landeshauptmann die sinnvolle Verschränkung von öffentlichem und Individualverkehr, die überregionale Verkehrsentwicklung und das Bestreben, Infrastrukturprojekte effizienter zu gestalten. Er verwies auf die vor rund sechseinhalb Jahren fertiggestellte Donaubrücke in Traismauer, während sich die etwa die seit dem selben Zeitpunkt angedachte Lobau-Querung in Wien noch immer "im Gutachterstadium" befinde. (APA)