Deutschland : Post-Covid-Office für die Ansprüche von morgen

Ob Körpertemperaturmessung, mehrstufige Luftsterilisation, kontaminationsfreie Wärmerückgewinnung oder ein dynamisches digitales Belegungsmanagement: Das Projekt setzt nicht nur technisch neue Maßstäbe in puncto Hygiene in Bürogebäuden. Beim Neubau des ursprünglich für Wirecard geplanten Gebäudes wird neben Energieeffizienz vor allem das gesundheitliche Wohlbefinden großgeschrieben. Mitarbeiter können sich beispielsweise über zwölf Dachterrassen, grüne Atrien, viel Fassadengrün, Sportangebote, Umkleidekabinen mit Duschen sowie einen modernen Foodcourt freuen.

Wohlfühlen und Arbeiten im Open Space.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

Von dem Konzept sollen sich sowohl Konzerne, als auch kleinere Unternehmen und Start-ups angesprochen fühlen. Die umfangreichen Bauarbeiten laufen bereits seit Herbst 2019. Das Bestandsgebäude aus den 90er Jahren wurde dafür bis auf die Betonkerne zurückgebaut, komplett entkernt und erweitert. Da bestehende Gebäudeteile integriert und Beton recycelt werden, wird „graue Energie“ eingespart – was die CO2-Bilanz positiv beeinflusst. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant.

Eine der zwölf (!) Dachterrassen des neuen Büroquartiers.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

„Die Pandemie hat gezeigt, dass das Thema Arbeitsplatzgestaltung völlig neu gedacht werden muss. Je ansprechender und attraktiver Büroflächen gestaltet werden, desto zufriedener und produktiver sind die Mitarbeiter. Im Heads gibt es deshalb offene Konferenzbereiche, Ruhezonen und moderne Pausenflächen“, sagt Andreas Wißmeier, Geschäftsführer der Rock Capital Group.

So werden die Meetingraum im Heads aussehen.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

Neben mehr Aufenthaltsqualität wollen Mitarbeiter zudem ein gesundes Arbeitsumfeld mit einer möglichst niedrigen Ansteckungswahrscheinlichkeit. „Durch Covid-19 ist vielen das Risiko von Krankheitsübertragungen durch Aerosole noch bewusster geworden“, sagt Wißmeier. Aber nicht nur Corona, sondern auch die altbekannte Grippe und Erkältungskrankheiten sind sowohl ein individuelles als auch ein wirtschaftliches Thema.

Die Teeküche soll zum Verschnaufen und Krafttanken einladen.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

Laut Berechnungen des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstituts (RWI) kostet eine Grippewelle wie 2015 die deutsche Wirtschaft rund 2,2 Mrd. Euro. Noch gravierender wirken sich jedoch Erkältungskrankheiten aus. Eine umfangreiche Studie hat ergeben, dass die Deutschen durchschnittlich drei (2,9) Arbeitstage pro Jahr aufgrund von Erkältungskrankheiten fehlen.

Das Foyer von Heads - so geplant, dass sich hier trotz Grippewelle Angestellte tummeln können.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

An weiteren 11,6 Arbeitstagen fühlen sie sich erkältet, gehen aber dennoch zur Arbeit. An diesen Tagen liegt ihre selbst geschätzte Leistungsfähigkeit bei durchschnittlich nur 65 Prozent. Fehlzeiten und Tage mit eingeschränkter Arbeitsleistung summieren sich laut dem Lehrstuhl für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen in manchen Jahren auf einen volkswirtschaftlichen Schaden von mehr als 29 Milliarden Euro. Mit dem Heads in Aschheim will Rock Capital einen gesunden Entwurf zu den wirtschaftlichen Herausforderungen und den veränderten Bedürfnissen liefern.

Gesünderes Raumklima statt dicker Luft im Office

Ein Weg zu mehr Sicherheit soll bei Heads über die Luft führen. Stichwort Aerosole: Der feine Nebel, der beim Ausatmen in die Luft gelangt, enthält kleinste Partikel und kann in herkömmlichen Büro- und Meetingräumen zur Gefahr werden. Als einer der Gegenmittel nutzt Rock Capital eine Kombination aus Luftfiltern und geschlossenen Luftsterilisatoren, die mit UV-C-Strahlung arbeiten. Erst werden Krankheitspartikel aus der Luft gefiltert, dann mittels UV-C-Licht unschädlich gemacht.

Arbeiten im Open Space - ohne Angst vor Erregern.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

Pathogene Keime, also Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pollen, Pilze und Hefesporen, besitzen eine Partikelgröße von 1 µm oder kleiner und befinden sich ständig in der Umgebungsluft. Im Heads verbaut Rock Capital zur Belüftung daher reine Außenluftanlagen, um eine Vermischung mit virenbelasteter Abluft zu vermeiden. Zudem erhöht der Projektentwickler die üblichen Filterstufen in den raumlufttechnischen Geräten. „Die konsequente Verwendung von Luftfiltern der Klasse 9 reduziert pathogenen Keime in der Luft deutlich gegenüber dem üblichen Bürostandard. So bringen wir Krankenhausstandard ins Büro, was auch von vielen Allergikern als große Entlastung empfunden wird“, sagt Wißmeier.

Ein Beispiel für ein Einzelbüro im neuen Büroquartier.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

Zudem soll die Luft mit UV-C-Strahlung gereinigt werden. Diese aus OP-Räumen bekannte Technik wird nun auch mit speziell entwickelten Geräten in Büros und Meetingräumen angewandt. Die Luft wird dabei über die unsichtbare, gekapselte UV-C-Strahlung geleitet, die Viren zuverlässig abtöten soll. In geschlossenen Räumen soll dieses System so bis zu 99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Schimmelpilze beseitigen.

Alles im Blick via App

Der Eingang zum knapp 42.000 m2 großen Büroquartier.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

Einen weiteren Beitrag für Gesundheit und Wohlbefinden kann, laut Rock Capital Group, die Digitalisierung leisten. Mit einer speziellen App behalten Mieter und Mitarbeiter den Überblick über sämtliche Flächen, Angebote und Neuigkeiten in ihrem neuen Büro: Welche Gerichte gibt es diese Woche im Foodcourt? Welcher Konferenzraum ist frei? Wann findet Yoga für Fortgeschrittene statt und wer hat Interesse an einer Kollaboration? Durch Digitalisierung lässt sich vor allem die Belegung so steuern, dass möglichst ausreichend Abstand gewährleistet werden kann. Darüber hinaus können durch die intelligente Steuerung der Raumautomation Betriebskosten eingespart werden.

Wirecard-Insolvenz und Pandemie führen zu neuartigem Konzept

Dass Rock Capital im Heads neue Wege geht, ist nicht nur der Pandemie geschuldet, sondern ebenso einem der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Ursprünglich sollte der Projektentwickler das Gebäude für den heute insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard errichten und gestalten.

Hier hätte die Belegschaft von Wirecard arbeiten können.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

„Wir waren im Sommer 2020 gezwungen, in kürzester Zeit ein komplett neues Konzept zu entwickeln. Das und die Learnings aus der Covid-19-Pandemie haben wir zum Anlass genommen, einen Schritt weiterzugehen. Wir wollen eines der aktuell gesündesten und nutzerfreundlichsten Bürogebäude schaffen“, erklärt Wißmeier. Das Team von Rock Capital hat sich mittlerweile mit dem Umstand und dem Ergebnis mehr als angefreundet. „Ohne die Herausforderung wäre uns mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ein so innovatives Projekt gelungen“, sagt Peter Neumann, geschäftsführender Gesellschafter der Rock Capital Group.

Hard Facts zum Head

Das Areal aus der Vogelperspektive.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group

41.800 m² Gesamtfläche

ab 400 m² Mieteinheiten

Vorreiter Hightech-Lüftungs- und Hygienekonzept für Bürogebäude

Etagen: Erdgeschoss + 4 Obergeschosse + 1 Untergeschoss

„Core & Shell Gold“-LEED-Zertifizierung

„WiredScore Platinum“-Zertifizierung

36 E-Ladestationen

780 PKW-Stellplätze (Tiefgarage, Parkhaus und Außenstellplätze)

102 Fahrradstellplätze

So wird das Atrium von Heads aussehen.

- © Beyond Visual Arts, Rock Capital Group