Österreich : Porr-Chef sieht teils schon Entspannung bei Baumaterial-Preisen

KH Strauss Porr 2017
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Der Chef des heimischen Baukonzerns Porr, Karl-Heinz Strauss, sieht bei den Baumaterial-Verteuerungen zum Teil bereits eine Entspannung und rechnet bis Jahresende mit Preisrückgängen, wenn auch nicht auf frühere Niveaus. Den ministeriellen Stopp von Asfinag-Straßenprojekten bezeichnete er im APA-Gespräch als "politische Debatte, wo eine Partei ihr Profil schärfen will - im Interesse einiger Kleingruppen zulasten der Allgemeinheit".

"Ich sehe hier kein schlüssiges Konzept", sagte der Porr-Chef, ohne die zuständige Ministerin oder die Partei beim Namen zu nennen. Eine Konzentration für das Jahr 2030 rein auf E-Autos sehe er als "fahrlässig" an, denn falls man nur noch elektrisch statt mit Verbrennern fahre, gäbe es dafür "zu wenig Strom", wenn nämlich in Europa die Kohlekraftwerke oder Atomkraftwerke abgeschaltet würden. "Ich habe den Eindruck, dass man uns ins Mittelalter zurückbeamen will", meinte Strauss.

Die Baumaterial-Preissteigerungen seien unerwartet gekommen und extrem hoch ausgefallen - von manchen anderen Branchen sei die Zeit "genützt" worden, um in Zeiten von Kurzarbeit oder durch ein Nichtaufsperren von Fabriken eine Knappheit herzustellen, so der Porr-Chef. Sein Konzern habe sich schon im Vorjahr sehr stark für heuer eingedeckt und dadurch vieles von den Preisanstiegen abfangen können.

In den letzten vier Wochen seien die Preise nicht mehr weiter angestiegen, sondern hätten sich vielfach bereits parallel entwickelt. In Deutschland habe es teils sogar schon leichte Rückgänge gegeben, in Polen seien sie seit zwei Monaten nicht mehr angestiegen. Er rechne damit, dass die Preise zu Jahresende wieder zurückgehen, aber nicht mehr auf ein früheres Niveau.

Wegen Materialmangels stehe bei der Porr "keine einzige Baustelle", so Strauss, wenngleich man die Auswirkungen spüre: "Auch wir transportieren dann Dämmmaterial zum Beispiel aus Polen und Rumänien nach Deutschland und Österreich."

Der Fachkräftemangel halte, wie schon vor Corona, weiter an, die Lage sei vielfach noch angespannter als früher. Auch durch die eigene Porr-Akademie, die schon eine vierstellige Zahl von Menschen durchlaufen hat, versuche man dem entgegenzuwirken. "Wir kriegen noch immer Techniker und andere Fachkräfte. Es geht uns besser als der Gastronomie - aber es wurde schwieriger." Bei den Lehrlingen habe man alle Stellen besetzen können, obwohl es dreimal so viele Anmeldungen als sonst gegeben habe.

Bis Juni hat der Porr-Konzern seinen Auftragsbestand im Jahresabstand um fast elf Prozent auf die Rekordhöhe von 7,85 Mrd. Euro ausgebaut. Die Produktionsleistung wuchs um ein Zehntel auf 2,50 Mrd. Euro, nach 22,7 Mio. Euro Verlust vor einem Jahr kehrte man nun mit 8,6 Mio. Euro Nettoergebnis in die Gewinnzone zurück. Den Ausblick für 2021 bestätigte der Bauriese mit 19.800 Beschäftigten, je nach Ausgang des von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) initiierten Kartellverfahrens. (APA)

HIER zu den detaillierten Halbjahrsergebnissen der Porr.