Österreich : Nach der Finanz-Polizei kam der Pleitegeier

Wie die Tageszeitung "Kurier" in ihrer heutigen Onlineausgabe berichtet stand das Fassadenbauunternehmen ARA Bau GmbH mit Sitz im Wilfersdorf, Bezirk Mistelbach, vor vier Monaten im Mittelpunkt einer groß angelegten Razzia der Finanzpolizei und der Kripo. Seit gestern, Mittwoch, ist das Unternehmen pleite.

Dem Gläubigerschutzverband Creditreform zufolge beträgt der Schuldenberg 1,147 Millionen Euro, davon fallen 600.000 Euro auf die Hausbank, 245.000 Euro auf die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) und 220.000 Euro auf Lieferanten. Dazu kommen noch 42.000 Euro offene Kommunalabgaben, 25.000 Euro sind bei der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖ GKK) offen und 15.000 Euro bei der Finanz. Am Landesgericht Korneuburg wurde daher ein Konkursverfahren eröffnet. Das Vermögen besteht vor allem aus offenen Forderungen in Höhe von 700.000 Euro gegen Kunden, die aber erst eingebracht werden müssen. 32.000 Euro hat die Finanzpolizei bzw. die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.

In der Hochsaison beschäftigt die ARA Bau etwa 100 Mitarbeiter. Derzeit ist der Betrieb aufgrund der Winterpause geschlossen. In Zeiten von Auftragsspitzen griff das Unternehmen auch auf "Subunternehmen" und deren Mitarbeiter zurück. Dies war auch Grund für die Hausdurchsuchungen, da der Verdacht bestand, "dass die ARA Bau in betrügerische Machenschaften ausländischer Unternehmen verwickelt sei".

Seit Monaten steht da Unternehmen im Visier der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), die Ermittlungen wegen des Verdachts der organisierten Schwarzarbeit und der Beitragstäterschaft zum gewerbsmäßigen Betrug gegen 70 Personen durchführte, wie der "Kurier" berichtet.

Laut Aktenlage soll die ARA Bau über zwei Drahtzieher vom Balkan, die mittlerweile in U-Haft sitzen, Arbeitspartien bei slowakischen Scheinfirmen bestellt und eingesetzt haben. Den mutmaßlichen Schaden beziffert die WKStA mit rund 5,585 Millionen Euro.

Geschädigt wurden angeblich die Gebietskrankenkasse und die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK). Gegen die ARA Bau selbst wird auch nach dem Unternehmensstrafrecht (Verbandsverantwortlichkeitsgesetz) ermittelt.

Die Vorwürfe werden bestritten. Für die ARA Bau, die bisher jährlich acht Millionen Euro umsetzte, hatten die Ermittlungen Folgen: Subunternehmen trauen sich laut Firmenanwalt Thomas Stenitzer nicht mehr für die ARA Bau zu arbeiten, was Umsatzrückgänge zur Folge hatte, da mit dem Stammpersonal kein entsprechender Umsatz erreicht werden konnte. Auch wollen namhafte Baukonzerne nicht mehr mit ARA Bau zusammenarbeiten. (Kurier online/red)

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