Österreich : Kostenexplosion beim Wiener KH Nord

Der Bau des Krankenhauses Nord in Wien-Floridsdorf wächst sich immer mehr zu Desaster für die Stadt Wien aus. Wie bereits gestern berichtet, hat der Rohbericht des Rechnungshofes zahllose Bau-und Verwaltungsfehler sowie Fehlentscheidungen bei der Errichtung aufgezeigt.

Mehr als 8.000 Mängel auf der Baustelle, ein Management, das kein ausreichendes Know-how für derartige Projekte hat und nicht zuletzt ein Kostenanstieg auf bis zu 1,4 Milliarden Euro sind das vernichtende Fazit der Rechnungshofprüfer.

Wie die Tageszeitung Kurier in ihrer Onlineausgabe berichtet, wurde das Projekt von Anfang an falsch aufgesetzt: Anstatt eines Generalplaners hat der Krankenanstaltenverbund (KAV) mehrere Planer beauftragt. Die Abstimmung der Werks- und Montageplanung erfolgte durch die ausführenden Firmen in Selbstkoordination. Das begünstigte laut Prüfern Probleme auf der Baustelle.

Auch erfolgten nicht nachvollziehbare Fehlentscheidungen, die zu enormen Mehrkosten führten: So ließ der KAV von einer Firma einen Bauzaun-Auftrag ausführen, der nicht Teil des im Wettbewerb angebotenen Gesamtpreises war. Die Firma hatte sich daher mit ihrem vermeintlich günstigen Angebot durchgesetzt, dem KAV entstanden letztlich – wegen Naivität oder bewusster Inkaufnahme – Mehrkosten von über 800.000 Euro.

Auch bei der Finanzierung unterliefen der Stadt kostspielige Fehler: 2010 rief sie die Resttranche eines Darlehens der Europäischen Investitionsbank aus Gründen der Budgetkosmetik frühzeitig ab. Dadurch entstand aber ein Zinsmehraufwand von mindestens 30 Millionen Euro.

Die verantwortliche Wiener Stadträtin, Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) gab zu, dass es "mehrere Fehlentscheidungen" gegeben habe, "begonnen damit, dass der KAV seiner Rolle als Bauherr nicht ausreichend wahrgenommen hat." Jetzt gehe es darum, die Inbetriebnahme des Spitals bestmöglich abzuwickeln. Dabei will man auch Anleihe an Spitalsprojekten in anderen Bundesländern und im Ausland nehmen.

Der zuständige stv. KAV-Generaldirektor Thomas Balazs geht bei den Kosten im besten Fall von 1,29 Milliarden Euro und von knapp 1,4 Milliarden Euro im schlechtsten Fall aus. Das würde eine Kostenüberschreitung von 300 bis 400 Millionen Euro bedeuten, wobei er darauf hofft, die Mehrkosten über Versicherungen und Regressforderungen überwiegend wieder einbringen zu können.

Laut Balazs werde das Spital baulich dieses Jahr fertig, 2018 werde man die technische Inbetriebnahme abschließen. Die RH-prüfer sind da weniger optimistisch und bezweifeln freilich, ob der Zeitplan einzuhalten ist. (red)