Österreich : Konjunktur: Bau dynamisch, Industrie schwächelt

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Österreichs Wirtschaft hat in der zweiten Jahreshälfte 2019 den Tiefpunkt des aktuellen Konjunkturzyklus durchschritten. Für das erste Halbjahr 2020 zeichne sich eine "sehr verhaltene" Konjunkturbelebung ab, so die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). Sie erwartet für das erste und zweite Quartal ein reales BIP-Wachstum von jeweils 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

Gegenüber der letzten Prognose vom November wurden die Wachstumserwartungen für das erste Quartal um 0,1 Prozentpunkte angehoben. Damit werde das reale BIP-Wachstum im ersten und zweiten Quartal durchschnittlich 0,1 Prozentpunkte über jenem in der zweiten Jahreshälfte 2019 liegen. Die Wachstumsraten im ersten Halbjahr bleiben allerdings unter dem langjährigen Durchschnitt von 0,4 Prozent.

Die Risiken für die vorliegende Prognose betreffen vor allem außenwirtschaftliche Faktoren wie globale Handelskonflikte und die Folgen der Coronavirus-Epidemie, heißt es im Konjunkturindikator der OeNB vom Februar, der am Freitag veröffentlicht wurde.

Die einzelnen Wirtschaftssektoren in Österreich entwickeln sich weiterhin unterschiedlich: Während die Industrie schwächelt, zeigen sich Bau und Dienstleistungen wesentlich dynamischer. Die Inlandsnachfrage stützt die Konjunktur.

Die Wertschöpfung in der Industrie sinkt seit dem zweiten Quartal 2019 aufgrund des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds. Die Industrieproduktion lag laut vorläufigen Daten im Dezember 2019 um 5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Unternehmen sind bei den Investitionen zurückhaltend, Exportauftragseingänge und die Produktionserwartungen signalisieren aber, dass die Bodenbildung zum Jahreswechsel erreicht wurde und die Industrieproduktion im Laufe des ersten Halbjahres wieder in den Wachstumsbereich zurückkehren wird. Nennenswerte gesamtwirtschaftliche Wachstumsimpulse werden aber von der Industrie in den ersten beiden Quartalen 2020 nicht ausgehen.

Demgegenüber werden Wohnbau und der Dienstleistungssektor deutlich weniger von globalen Konjunkturentwicklungen bestimmt und entwickeln sich dank einer intakten Inlandsnachfrage wesentlich dynamischer. "Auch im ersten Halbjahr 2020 wird die Inlandsnachfrage aufgrund weiter steigender Haushaltseinkommen die tragende Säule der österreichischen Konjunktur bleiben", prognostiziert die OeNB. Dazu tragen neben dem immer noch kräftigen Beschäftigungs- und Reallohnwachstum auch fiskalische Impulse bei. Familienbonus Plus und die vom Nationalrat im Juli und September 2019 beschlossenen Maßnahmen stützen die Haushaltseinkommen im Jahr 2020 zusätzlich. Der aktuelle Boom im Wohnbausektor sei auf eine hohe Nachfrage nach Wohnraum, steigende Immobilienpreise und anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen zurückzuführen.

Die Wirtschaft könnte sich aber auch schwächer entwickeln. Neben den globalen Handelskonflikten und einer längeren Wachstumsschwäche des wichtigsten Handelspartners Deutschland stellen die Folgen der Coronavirus-Epidemie ein neues noch schwer abzuschätzendes Risiko dar, erläutert die OeNB. Sollte sich die Epidemie in China nicht wie in der Prognose unterstellt ab März abschwächen, könnte das Wachstum in Österreich im ersten Halbjahr aufgrund von Unterbrechungen der globalen Handels- und Wertschöpfungsketten um 0,1 Prozentpunkte niedriger ausfallen. (APA)