In Hamburg ist auch die Wohnungsnot, die in Deutschland allgemein grassiert, besonders hoch. Seit 1985 ist die Einwohnerzahl um 200.000 gestiegen, die Zahl an Sozialwohnungen gleichzeitig von 350.000 auf 80.000 Einheiten gesunken. Die Stadtentwicklung geht aktuell von 100.000 neuen Einwohnern bis 2030 aus. Der Prognose steht die Theorie gegenüber, dass durch den Brexit oder auch eine spätere Euro-Krise der Hafen Hamburg wesentlich an Bedeutung und Hamburg als Stadt an Attraktivität verlieren könnten. Könnte mit neuen Bauprojekten dann tatsächlich ein Leerstand bereitet werden? Höing antwortet im Hamburger Abendblatt mit einer Gegenfrage: „Sollen wir uns lieber zurücklehnen und gar nichts tun?“
Laut Siegmund Chychla vom Mieterverein Hamburg werden in den kommenden Jahren für 30 Prozent der Bevölkerung die Mieten nicht mehr leistbar sein. Der Preis pro Quadratmeter in einer 30-Quadratmeter-Wohnung liegt in Hamburg im Schnitt bei 14,83 Euro – in ganz Deutschland hingegen wird für eine solche Wohnung durchschnittlich 11,24 Euro Miete pro Quadratmeter gezahlt. Letztes Jahr waren es in Hamburg noch 13,77 und in ganz Deutschland 9,68 Euro Miete. Ein Hoch war 2016 mit 15,58 Euro Miete pro Quadratmeter (gemessen an einer 30-Quadratmeter-Wohnung) in Hamburg und 11,59 Euro im Deutschlandschnitt.
Die Stadtentwicklung bemüht sich um die Schaffung leistbaren Wohnraumes und will eine Lösung in der Aufstockung entlang der Hauptstraßen gefunden haben – teils durch kompletten Neubau, teils durch zusätzliche Stockwerke auf dem Bestand. Das sogenannte Magistralen-Konzept findet durchaus Befürworter, da auf diese Art in wenigen Jahren 100.000 zusätzliche Wohnung ohne weitere Flächenversiegelung entstehen können. Auch viele Umweltschützer und Mitglieder der Grünen sprechen sich also für die Idee aus. Kritik kommt aber aufgrund der Verdichtung bereits bestehender Gebiete und der Lebensqualität an den viel befahrenen Hauptstraßen. Die neuen Wohnungen müssten auf jeden Fall speziell gegen Lärm gedämmt werden, die erhöhten Gebäude könnten aber auch als eine Art Lärmfänger für die Gebiete fungieren. Die Hamburger Morgenpost sieht eine Lösung eher im Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos – damit wären Lärm- wie Schadstoffbelastung wesentlich für die Anrainer reduziert. Fahrverbote hingegen wären wohl eher neuer Zündstoff denn eine echte Lösung.
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