Nachhaltigkeit : Große Klimaschutzstudie: Demonstrationsprojekte für Bau vorgeschlagen

Ein internationales Team nannte dafür sechs Bereiche wie Energie, Finanzwelt und Bildung. Bis spätestens 2050 müsse der gesamte globale Treibhausgasausstoß auf Null reduziert sein, was tiefgreifende Änderungen nötig mache.

Die Studie des Teams um den ehemaligen PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber ist in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") erschienen und enthält unter anderem folgende Vorschläge:

ENERGIEERZEUGUNG: Hier müsste der Trend weg von fossilen Brennstoffen gehen. Dabei ist vor allem die Politik gefordert: 2015 waren die Subventionen für Kohle, Erdöl und Erdgas noch mehr als doppelt so hoch wie die Subventionen für erneuerbare Energien. Außerdem empfehlen die Forscher einen Umbau der Energieversorgung von zentralen Kraftwerken hin zu dezentraler Energiegewinnung, etwa durch Solar- und Windkraft.

STÄDTE: Direkte und indirekte Emissionen von Gebäuden summieren sich weltweit zu 20 Prozent des Treibhausgasausstoßes. Die Wissenschafter schlagen große Demonstrationsprojekte vor, in denen auch klimafreundliches Bauen gezeigt werden könnte. So könne ein großes Gebäude, das zu 80 Prozent aus laminiertem Holz errichtet werde, Tausende Tonnen Kohlendioxid (CO2) vermeiden. Auch in der öffentlichen Infrastruktur von Städten besteht den Forschern zufolge ein großes CO2-Einsparpotenzial.

FINANZSYSTEM: Wenn Investoren befürchten müssten, dass sich ihr Engagement bei fossilen Brennstoffen nicht mehr rentiert, könnten sie ihre Gelder aus dieser Branche abziehen. "Simulationen zeigen, dass nur neun Prozent der Investoren das System kippen könnten, was andere Investoren dazu veranlasst, dem zu folgen", schrieben die Forscher. Es gebe bereits Anzeichen für einen Wendepunkt, nämlich Kürzungen bei der finanziellen und versicherungstechnischen Unterstützung von Kohleprojekten.

NORMEN UND WERTE: Die Gewinnung und Nutzung fossiler Brennstoffe, die nicht im Einklang mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens sei, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, ist den Forschern zufolge "wohl unmoralisch". Denn solches Handeln verursache weitestgehend schwerwiegende und unnötige Schäden. "Das Bewusstsein für die globale Erwärmung ist hoch, aber die gesellschaftlichen Normen zur grundlegenden Veränderung des Verhaltens sind es nicht", wird Ko-Autor und PIK-Direktor Johan Rockström in einer Mitteilung seines Instituts zitiert. Dies gelte es zu ändern. "...längerfristig ist wohl ein neues soziales Gleichgewicht erforderlich, in dem der Klimaschutz als soziale Norm anerkannt wird." (APA)

BILDUNGSSYSTEM: "Nachhaltigkeit kann nicht auferlegt werden, sie muss gelernt werden", schrieben die Studienautoren. Deshalb plädieren sie dafür, in deutlich höherem Maße als heute eine umwelt- und klimabewusste Lebensweise in den Schulunterricht einzubeziehen. Qualitativ hochwertige Bildung unterstütze und erweitere Normen und Werte und könne schnell zu Verhaltensänderungen bei Einzelpersonen und ihren Kohorten führen, betonen die Wissenschafter.

VERBRAUCHERINFORMATIONEN: Wichtig für einen gesellschaftlichen Wandel sind nach der Einschätzung der Forscher auch Informationen für die Verbraucher. Unter den analysierten Vorschläge waren auch Angaben über den Ausstoß von Treibhausgasen zur Herstellung eines Produkts auf jeder Packung, ähnlich wie die Nährwertangaben bei Lebensmitteln. "Es sollte den Menschen einfach gemacht werden, einen klimaneutralen Lebensstil zu führen", sagt Rockström.