Österreich : Gemeinnützige stellen heuer mehr Wohnungen fertig

Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) werden heuer mit 16.100 neuen Einheiten wieder mehr Wohnungen fertigstellen. Auch für 2018 rechnen sie mit einem derartigen Neubauvolumen. Die Gemeinnützigen erbringen rund 30 Prozent der heimischen Neubauleistung, im Mehrgeschosswohnbau sogar 40 Prozent. Punkten kann der Sektor vor allem mit günstigeren Mieten als bei privaten und gewerblichen Errichtern.

Mit im Schnitt 6,8 Euro pro Quadratmeter und Monat liegt die Miete in Bauten gemeinnütziger Träger um rund 20 Prozent unter dem Niveau von privaten und gewerblichen Vermietern (8,2 Euro/Quadratmeter), jeweils samt Betriebskosten und Umsatzsteuer. Bei ganz neuem Wohnraum ist der Unterschied noch größer: Bei den rund 60.000 Neu- und Wiedervermietungen im Jahr 2015 fielen bei GBV-Einheiten 7,6 Euro je Quadratmeter und Monat an, bei Privaten/Gewerblichen mit 9,7 Euro um 28 Prozent mehr.

Jeder fünfte Bewohner in Österreich lebt in einer von Gemeinnützigen verwalteten Wohnung - insgesamt umfasst der Verwaltungsbestand rund 610.000 eigene Miet- und Genossenschaftswohnungen sowie 300.000 Eigentumswohnungen.

Die Bauleistung der Gemeinnützigen lag 2016 - nach dem Spitzenjahr 2015 mit rund 18.300 Wohnungen - wieder im langjährigen Durchschnitt: Die 186 GBV-Mitglieder stellten 14.839 Wohnungen fertig, um 19 Prozent oder 3.500 weniger Einheiten als im Jahr davor. Für 2017 kündige sich aber wieder ein Anstieg der Produktion um fast neun Prozent an, erklärte das Management des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen gestern am Dienstag vor Journalisten. 2017/18 werden die Fertigstellungen somit wieder im mehrjährigen Schnitt von rund 16.000 liegen (um 1.000 pro Jahr mehr als im Zeitraum 2000-2014).

Die durchschnittliche Neubauwohnung bei GBV - errichtet nach 2011 und 71 Quadratmeter groß - kostete voriges Jahr 600 Euro an Monatsmiete (samt Finanzierungsbeitrag 624 Euro), hieß es am Dienstag. Bei privaten Anbietern bekomme man um 725 Euro nur 58 Quadratmeter, also um 13 Quadratmeter weniger für 100 Euro monatlich mehr. Noch stärker gehe die Kostenschere in Wien auf: 725 Euro für 72 Quadratmeter bei den GBV, wobei es für eine gleich hohe Miete bei den Privaten dafür nur eine 48-Quadratmeter-Wohnung gab.

Mit ihrem - unter gesetzlich geregelten Bedingungen - erwirtschafteten Eigenkapital von 11,3 Milliarden Euro hätten die GBV einen hohen Eigenfinanzierungsgrad im Neubau und bei Sanierungen erreicht. Um dieses Niveau halten oder noch weiter ausbauen zu können, sei es von entscheidender Bedeutung, dass die Prinzipien der Vermögensbindung und Gewinnausschüttungsbeschränkung nicht ausgehöhlt werden.

Deshalb habe man den Regierungsplan abgelehnt, wonach GBV-Anteile um Preise auch über dem Nominalwert verkauft werden könnten. Mit dieser Neuregelung wäre der Abverkauf von GBV-Anteilen, ein steigender Druck auf Dividenden, der Abfluss gemeinnützigen Kapitals, der Verkauf von Wohnungen und ein Anstieg der Wohnkosten verbunden, warnten die GBV-Vertreter. Der mittlerweile keine Realisierungschance mehr findende Vorschlag hätte das System der Wohnungsgemeinnützigkeit aufs Spiel gesetzt. (APA)