Das Image des Handwerks sinkt gegenüber einer universitären Ausbildung. Warum ist das so?
Dieter Hämmerl: In vielen Köpfen von Jugendlichen und Eltern ist noch immer verankert, dass nur mit einer universitären Ausbildung berufliche Perspektiven und dementsprechende Aufstiegschancen möglich sind.
Meinen Sie, dass sich dieses Bild noch weiter verschärft, dass also das Handwerk immer weiter absinken wird?
Dieter Hämmerle: Nein! Wir bei Blum stellen fest, dass langsam ein Umdenken stattfindet: Die duale Ausbildung bietet enorm viele Möglichkeiten, den eigenen beruflichen Weg zu gestalten.
Die duale Ausbildung kann also selbst das Image des Handwerks wieder aufwerte? Werden damit nicht sowieso nur diejenigen angesprochen, die sich bereits für eine solche Richtung entschieden hätten?
Dieter Hämmerle: Nicht die duale Ausbildung, sondern die vielen jungen Menschen, die begeistert eine Lehre absolvieren, und damit ihr berufliches Leben gestalten, sind unsere Werbeträger. Wir sind überzeugt davon, dass sich Talent nicht immer nur in guten Noten widerspiegelt, oder darin, wie viel theoretisches Wissen jemand hat. Deshalb sprechen wir vom ersten Tag an darüber, was unsere Lehrlinge für ihre Ideen und deren Umsetzung brauchen. Optimal integriert lernen unsere Lehrlinge im Kreise von Fachexperten in einem international erfolgreichen Unternehmen. Unser größtes Ziel ist es, eine Lern- und Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich Jugendliche von Anfang an wohlfühlen und optimal lernen können. Für uns heißt das: erfahrungsbasiertes Lernen – voneinander und miteinander.
Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus?
Dieter Hämmerle: Die duale Ausbildung im eigenen Haus ist eine strategisch wichtige Säule, wenn es darum geht, dringend benötigte Fachkräfte für ein produzierendes Unternehmen, wie wir eines sind, zu sichern. Daher investieren wir ständig in die Ausbildung unserer Lehrlinge und entwickeln die Lehrlingsausbildung konsequent weiter.
Wie tritt hier der Mentor, der Ausbildner auf? Wie ein Professor, wie ein Kollege, oder wie ein Freund?
Dieter Hämmerle: Sicherlich muss ein Ausbilder von vielem etwas mitbringen: gut anleiten, auf Augenhöhe mit den Lehrlingen umgehen, aber auch mal freundschaftlich zur Seite stehen. Der Schlüssel zu einer gelungenen Lehre sind die Ausbilderinnen und Ausbilder. Denn sie gestalten den Alltag der Auszubildenden maßgeblich mit. Sie kümmern sich um die Fachausbildung, aber auch um sozial- und persönlichkeitsbildende Aktivitäten und die individuelle Förderung. Wir vertrauen unseren Lehrlingen und ihren Fähigkeiten. Gemeinsam mit ihnen packen wir Themen an und gestalten im offenen Dialog Lösungen. Als Ausbildungsbetrieb entwickeln wir uns dabei stets weiter, um neuen Generationen von Lehrlingen die optimale Ausbildung zu liefern.
Manch einer würde wohl sagen, es braucht sowieso schon mehr Informatiker als verfügbar sind. Eine universitäre Ausbildung sei also zu Recht vorzuziehen.
Dieter Hämmerle: Natürlich brauchen wir im Unternehmen auch Menschen mit akademischer Ausbildung, wie Informatiker. Aber ohne Fachkräfte mit praktischer Ausbildung würden unsere Anlagen stehenbleiben. Bei uns erarbeiten sich die Lehrlinge die Kompetenzen selbst, die sie in der Arbeitswelt der Zukunft brauchen. Das bedeutet: Qualifizieren und Entwickeln durch eigenes Erschaffen und das stets am Puls der Zeit. Dieses praktische Lernen weckt die Neugier bei den Jugendlichen. In fordernder, aber auch fördernder Projektarbeit lernen sie nicht für die Schule oder ihre Eltern, sondern für die eigene Entwicklung. Sie gewinnen auf dem Weg zur Lösung Erkenntnisse und Fähigkeiten, die ihnen ein Leben lang nützen werden. Fehler sind bei uns keine Hürden, sondern Vorstufen zum Erfolg.
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