Baubranche : Fachkräfte: Das Problem ist nicht, wie man sie bekommt

Der Fachkräftemangel ist ein viel erwähntes Problem. Während vordergründig darüber gesprochen wird, das Problem bei der Wurzel zu packen, also daran zu arbeiten, dass mehr junge Menschen eine entsprechende Ausbildung beginnen, oder auch viel die Frage gestellt wird, wie Fachkräfte angelockt werden können, darf eines nicht übersehen werden – die Fachkräfte müssen, einmal angelockt, auch bleiben. Und hier hakt es ordentlich.

Eine aktuelle Umfrage durch die Sozialkassen der Bauwirtschaft in Deutschland hat sich genau damit beschäftigt – den Abwanderungsgründen. Die Gründe sind wohl eher selten eine plötzliche Berufung zu einer anderen Branche oder dass manche Unternehmen den anderen die Arbeiter abwerben: vielmehr geben von 200 abgewanderten Arbeitnehmern in der Umfrage 38 Prozent gesundheitliche Gründe für das Beenden ihres Jobs an.

A hard day’s night

Die teilweise harte körperliche Arbeit in der Baubranche zeigt sich nicht nur in der Abwanderung, sondern auch untern den Pensionisten. 2017 haben in Deutscland 28 Prozent der Neo-Pensionisten Gelder wegen teilweiser oder voller Erwerbsminderung bezogen. Das bedeutet, dass sie wegen Krankheit oder Behinderung nicht imstande sind, einer Arbeit für sechs beziehungsweise drei Stunden am Tag – teilweise und voll erwerbsgemindert, respektive – nachzugehen.

Illusionen über die körperliche Belastung haben auch Azubi nicht. Drei Viertel der Auszubildenden glauben laut der Studie daran, ihr gesamtes Berufsleben in der Baubranche zu bleiben – nur besondere Lebensumstände und die Gesundheit könnten das ändern.

Mit Honig fängt man Arbeitsbienen

In Österreich ist die Arbeit freilich nicht minder anstrengend, „wird aber auch gut entlohnt“, sagte einst Hans-Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister Bau der WKO. Damals – 2009 – verdiente ein Maurerlehrling monatlich 750 Euro im ersten Lehrjahr. Seither stieg die Lehrlingsentschädigung sogar, seit Mai dieses Jahres beträgt die Lehrlingsentschädigung für Maurer im ersten Jahr 963 Euro – und diese Berufsgruppe zählt noch zu den schlechter bezahlten Auszubildenden.

Aber hier setzt das Problem des Haltens der Fachkräfte wieder ein: Viele Junge werden durch hohe Einstiegsgehälter angelockt; doch der starke Wettbewerb in der Baubranche drückt vielerorts auf die Gehälter – besonders, wenn Entsendebetriebe nur den Mindestlohn zahlen müssen.

Noch ist aber nicht aller Tage Abend. Zwar geben in der Soka-Bau-Umfrage 40 Prozent der abgewanderten Arbeitskräfte an, nie wieder in die Bauwirtschaft zurückkehren zu wollen; doch gerade auf die Jüngeren trifft das nicht zu. Abgegangene unter 25 Jahren könnten sich den Job durchaus weiterhin vorstellen. Sie müssen also nur gehalten werden. Viele Betriebe setzen schon auf Verbesserungen des Arbeitsklimas, Fortbildungsangebote und bessere Bezahlung. Auf dass sie nicht nur anlocken mögen.

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