Blase oder nicht Blase? Das – verbunden mit der Angst vor dem Platzen selbiger – ist die Frage, die Immobilienexperten quer über den Globus die Denkerstirn regelmäßig aufsetzen lässt. Nicht anders gestaltet es sich bei den Playern, die hierzulande aktiv sind. Vor allem, seit am 28. November letzten Jahres der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (European System Risc Board, ESRB) die zuständigen Ministerien von acht EU-Ländern, darunter Österreich, offiziell vor einer Überhitzung ihrer Immobilienmärkte warnte. Der Ausschuss begründete den „Rüffel“ für die Alpenrepublik mit der starken Preisdynamik in Kombination mit einem dynamischen Kreditwachstum bei einer möglichen Aufweichung der Kreditvergabestandards.
Vor diesem Hintergrund ist es mit Vorsicht zu genießen, dass der heimische Immobilieninvestmentmarkt 2017 laut EHL einen fulminanten Start hinlegte. Im ersten Quartal wurden Deals im Gesamtwert von rund 710 Millionen Euro abgewickelt. Gegenüber dem Vergleichswert aus 2016 bedeutet das ein Plus von fast 45 Prozent und auch im langfristigen Vergleich zählt dieses Vierteljahr zu den stärksten Startquartalen. Der Bürosektor war mit 57 Prozent des Marktvolumens weiterhin dominant. Der Anteil von rund 22 Prozent, der auf Einzelhandelsimmobilien entfiel, lieferte jedoch ein beachtliches Comeback dieses zuletzt vergleichsweise schwachen Teilbereichs. Das Segment Logistik/Industrie verzeichnete im Startquartal 2017 mit etwa neun Prozent des Volumens ebenfalls ein bemerkenswertes Ergebnis.
Keine großen Transaktionen im Startquartal 2017
Das erste Vierteljahr ist umso positiver zu bewerten, als darin kein großer Deal mit deutlich mehr als 100 Millionen Euro enthalten ist. Denn das Geschehen wurde durchwegs von Transaktionen der mittleren Kategorie zwischen 30 und 100 Millionen Euro geprägt. Dabei bildete gemäß den Experten von EHL der Verkauf des ECO-Portfolios – Büro und Einzelhandel – der conwert an die deutsche HanseMerkur-Gruppe den größten Deals des Startquartals.
Was die Vermietungsleistung des punkto Investment dominierenden Bürosektors anbelangt, so blieb das erste Quartal 2017 hinter den Erwartungen zurück. Rund 36.000 Quadratmeter Office-Flächen – und damit ungefähr 43 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres – wurden laut CBRE in Wien vermietet. "In der zweiten Jahreshälfte werden rund 147.000 Quadratmeter Neuflächen fertiggestellt, was den Wiener Büromarkt wieder ordentlich in Schwung bringt und wodurch wir große Gesuche dieses Jahr zum Abschluss bringen sollten", so Patrick Schild, Head of Agency, CBRE Österreich. Diese neuen Office-Flächen könnten auch für internationale Mieter interessant werden. Vor allem vor dem Hintergrund des Brexit, durch den zu erwarten ist, dass internationale Unternehmen ihre Standorte von London in andere europäische Hauptstädte verlegen.
Brexit als Thema bei der Expo Real
Stichwort Brexit: Dieser wird dank des Konferenzprogramms offiziell für Diskussionsstoff bei der von 4. bis 6. Oktober 2017 in München stattfindenden Expo Real sorgen. Die österreichische Branche ist bei der Internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen in der bayerischen Hauptstadt traditionell stark vertreten. Darunter die 6B47 Real Investors AG, die BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH, die Eyemaxx Real Estate Group, die IC Development GmbH, die Milestone Development GmbH sowie die UBM Development AG.
Die CA Immo und die Immofinanz werden bei der Expo Real ebenfalls als Aussteller fungieren. Die beiden für österreichische Dimensionen großen Konzerne verhandeln bekanntlich über einen Zusammenschluss. Nun liegen die Gespräche aber auf Eis. Die CA Immo will den Deal kritisch prüfen und für den Fall, dass es "an Sinnhaftigkeit mangle", auch ablehnen. Beim Bilanz-Pressegespräch Ende März unterstrich Vorstand Frank Nickel einmal mehr, dass die Immofinanz ihr Russland-Portfolio bis zum Ende des Jahres verkaufen müsse. Nur unter dieser Voraussetzung könne er seinen Aktionären eine Fusion vorlegen. Mit dem Zusammenschluss würde ein führendes Immobilienunternehmen in Zentral- und Osteuropa entstehen. Die Portfolios der beiden Konzerne ergänzen sich und die Transaktion soll signifikante Synergien nach sich ziehen. Ob sich CA Immo und Immofinanz tatsächlich „kriegen“ oder ob sich überraschende Wendungen ergeben, bleibt spannend österreichisch. (Claudia Aigner)