Immofinanz-Prozess : Die Petrikovics-Sünden im Detail

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Staatsanwalt Volkert Sackmann hat heute den vier anwesenden Angeklagten im Immofinanz-Prozess, allen voran Karl Petrikovics, Untreue vorgeworfen. Ihnen sei es darum gegangen, "ohne Risiko und ohne Kapitaleinsatz Geld zu verdienen". Sie hätten in nur elf Monaten 21 Mio. Euro vollkommen risikolos lukriert. Das Geld würde jemanden abgehen, denn "Geld wächst nicht auf Bäumen, irgendwo muss der korrespondierte Schaden eingetreten sein", argumentierte der Ankläger. Untreue sei "der Diebstahl des Bevollmächtigten", der mit einem Missbrauch der Befugnis einhergehe. Dass die Geschäfte zur persönlichen Bereicherung dienten, mache die Delikte noch verwerflicher.

Staatsanwalt Sackmann versuchte die hochkomplexen Options- und Aktiengeschäfte der Angeklagten "auf das Wesentliche" zu reduzieren. Die Idee des Konzepts war es, "wir machen Geld mit Immobilien und wir laden die Bevölkerung ein", sich daran zu beteiligen. Petrikovics habe als Vorstandschef der Constantia Privatbank (CPB), der Immofinanz und der Immoeast über den Immofinanz-Konzern mit rund 800 Gesellschaften faktisch geherrscht.

Laut der Anklage hatte es im März 2003 keinen Aufsichtsratsbeschluss zur Beteiligung von Petrikovics und seinem Vorstandskollegen Norbert Gertner mit 3 bzw. 2 Prozent an der Immoeast gegeben, argumentiert der Staatsanwalt, was aber von den Angeklagten immer wieder als Rechtfertigung für die Aktienkäufe behauptet werde. Warum aber später auch der angeklagte Ex-Vizeaufsichtsratschef der CPB, Helmut Schwager mit 4 Prozent an der Immoeast, Petrikovics mit 6 Prozent bzw. Gertner mit 4 Prozent beteiligt wurden, konnten die Angeklagten nach Ansicht des Staatsanwalts nicht schlüssig erklären.

Petrikovics und Gertner verdienten immer dann viel, "wenn die Bank hohe Gewinne machte", so der Ankläger. Machten dagegen Immofinanz und Immoeast hohe Gewinne, wirkte sich das auf ihr Gehalt nicht aus, denn die beiden Bankmanager wurden von der CPB bezahlt, während die Gehälter für ihre Vorstandsfunktionen bei den zwei Immo-Gesellschaften ruhten. Daher sei die oberste Maxime gewesen: "In der Bank dürfen keine Verluste entstehen".

Allerdings "wenn es um den eigenen Vorteil ging, dann wurde ein Schaden auch bei der Bank in Kauf genommen", betonte Sackmann unter Hinweis auf Optionsprämien, die der Bank für Optionen für 5 Millionen Immoeast-Aktien von Petrikovics, Gertner und Schwager in Höhe von 5,9 Mio. Euro nicht bezahlt wurden. Bei diesen Geschäften hätten die angeklagten Ex-Immofinanz-Manager ohne jegliches Risiko Millionen verdienen können. Später ließen die Angeklagten diese Option aber verfallen, um die Schäden auf mehrere CPB-Gesellschaften zu verteilen.

"Glauben Sie, dass ein Bankdirektor, der am Gewinn der Bank beteiligt ist, Aktien zum Tageskurs von einer anderen Gesellschaft kauft, wenn er sie auch billiger haben kann und noch dazu auf die andere Gesellschaft Einfluss nehmen kann, diese Aktien billiger zu kaufen. Glauben Sie, dass ein Bankdirektor, der am Gewinn der Bank beteiligt ist, Ihnen einen Vermögensvorteil in Höhe von 11,7 Mio. Euro ohne Gegenleistung zuwendet?", fragte Staatsanwalt Sackmann. Wenn Sie diese Fragen mit Nein beantworten, haben Sie die Anklage verstanden, so der Staatsanwalt in seiner 29-seitigen Anklage-Präsentation.

Um die Gewinne aus der seit 2003 gebildeten Options-Konstruktion aus der CPB-Gesellschaft herauszuziehen, sei Ernst Leo Hable als Treuhänder für Petrikovics, Gertner und Schwager bei neuen Aktiengeschäften vorgeschoben worden, denn es wäre "blöd" gewesen, wenn die drei Angeklagten nach dem Börsegang der Immoeast aufgeschienen wären, betonte der Ankläger. Letztendlich zogen Petrikovics, Gertner und Schwager einen Gewinn von 20 Mio. Euro aus ihren konzerninternen Geschäften. Genau um diese Summe wurden die CPB IMV (6,3 Mio. Euro), die CPB CFC (6,5 Mio. Euro) und die Immoeast (7,2 Mio. Euro) geschädigt, so der Staatsanwalt. (APA)