Projektentwicklung : Die neue dehnbare Brücke

Die Satzengrabenbrücke an der Nordautobahn hat ihren ersten Winter fast hinter sich und alle Messungen deuten darauf hin, dass sie ihn sehr gut überstanden hat. Das Besondere und Wichtige daran – sie ist die erste Brücke mit der neuen fugenlosen Technik entwickelt von der TU Wien.

Kürzere Brücken sind meist integral, bestehen also nicht aus separaten Teilen, die sich gegeneinander verschieben können. Bei Brücken ab etwa 100 Meter Länge ist das aber keine Option mehr, da sich der Beton je nach Temperatur ausdehnt oder zusammenzieht. Das würde etwa bei der Nordbahnbrücke mit ihren 112 Metern bereits zu einigen Zentimetern an Verformung und damit zu erheblichem Schaden im Asphalt führen.

Normalerweise beugt man diesem Problem bei längeren Brücken mit Dehnfugen vor, durch welche die separaten Brückenteile etwas Spielraum haben, sich gegeneinander zu verschieben. Die Dehnfugen erkennt man als Autofahrer am Rumpeln, wenn man über ein Brückenende fährt.

Die TU Wien hat nun eine willkommene Alternative entwickelt. Willkommen, weil Dehnfugen kostspielig und wartungsintensiv sind. Bei der neuen Technik müssen nicht mehr zwei Fugen die Verformungen aufnehmen; stattdessen besteht die Brücke nun aus 20 bis 30 aufgereihten Betonelementen und verteilt so die Veränderungen im Beton auf einen größeren Bereich. Zusammengehalten werden die Blöcke von speziellen Glasfaser-Seilen.

Das Team um Johann Kollegger vom Institut für Tragkonstruktionen der TU Wien schaffte damit eine Konstruktion, bei der im Falle der Verformung ganz gleichmäßige Abstände zwischen den Betonelementen entstehen. Diese sind dank der größeren Verteilung so minimal, dass der Asphalt nicht darunter leidet.

Auch die Asphaltmischung hat sich für die neue Brückenart verändert. Sie ist flexibler und damit weniger rissig. Aktuelle Messungen sprechen dem Pilotprojekt, laut einer Presseaussendung der TU Wien von dieser Woche, Erfolg zu. Einer weiteren Umsetzung der neuen Technik steht demnach nichts mehr im Wege.