Karrieren : Deutsche Makler fürchten um ihre Existenz

Makler Wohnung Wohnungsübergabe
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Je größer die Not auf dem Wohnungsmarkt, desto größer auch die Verdienstspanne für Makler. Das zeigt sich gerade auf besonders drastische Weise in zahlreichen Städten in Deutschland - allen voran in München. Vermieter schrauben den Preis für ganz gewöhnliche Wohnungen in nie da gewesene Höhen. Makler diktieren die schärfsten Bedingungen beim Mietvertrag und der Selbstauskunft - und verzweifelten Wohnungssuchenden bleibt nichts anderes übrig, als zu unterschreiben. Und anschließend das üppige Honorar für Makler zu bezahlen.

Und dabei handelt es sich um ein Geschäftsverhältnis, für das es selbst in München noch vor wenigen Jahren gar keine Makler gebraucht hat. Ebenso kommen bis heute die meisten Vertragsabschlüsse auf einem nicht überhitzten Immobilienmarkt ohne die Dienste eines Maklers aus.

Neues Gesetz am 7. November im Parlament

Während der Ansturm deutscher und internationaler Investoren auf die Wohnimmobilien des Landes weitergeht und die Mieten immer weiter steigen, nehmen auch die Proteste gegen die galoppierenden Mietpreise zu.

Ganz gewöhnliche Mieter aus dem Mittelstand gehen in München, Hamburg, Berlin oder Köln auf die Straße. Der Druck in der Öffentlichkeit ist inzwischen so groß, dass die Politik reagieren musste.

Angst vor dem "Bestellerprinzip"

Deshalb hat Berlin heuer die Arbeit an einem Gesetzespaket gestartet, um Mieter besser zu schützen. Diese Woche, am 7. November, soll diese Novelle vom Bundesrat verabschiedet werden.

Eine Regelung darin macht den Immobilienmaklern besonders große Sorgen: das sogenannte Bestellerprinzip. Demnach sollen Makler künftig vom Auftraggeber bezahlt werden - also eine Umkehr der bisherigen Praxis. Denn bisher tragen meist die Mieter bei Vertragsabschluss die Kosten, auch wenn der Makler vom Vermieter eingeschaltet wurde.

Maklerverband ruft zum Streik auf - vergeblich

Wer bestellt, soll auch zahlen - das Prinzip klingt logisch. Doch der Vorstoß hat den gesamten Berufsstand der Makler in große Unruhe versetzt: Diie Existenzangst geht um. Der Bundesverband für die Immobilienwirtschaft (BVFI) rechnet damit, dass dieser Gesetzesentwurf "für etwa ein Drittel aller Maklerunternehmen das Aus bedeuten würde".

Deshalb wurden die 12.000 Makler des Verbands vom BVFI jüngst zum Streik aufgerufen. In Zeiten von Straßendemonstrationen gegen die Wohnungsnot hätten die Makler mit einem eigenen Streik ein Gegenzeichen setzen sollen. Ein Streik, der die bisherige Gewohnheit verdeidigt, jeden Mietvertrag zusätzlich mit einer ordentlichen zu Maklergebühr zu belegen.

Der Aufruf zum Streik verhallte jedoch ohne die erhoffte Reaktion - die Zunft der Makler sieht in diesem klassischen Kampfmittel der Arbeiterschaft wenig Sinn. Weniger als ein Drittel der BVFI-Mitglieder nahm überhaupt an der Urabstimmung teil. Von diesem Drittel stimmte wiederum weniger als ein Drittel für einen Arbeitskampf. Sechs Prozent waren dagegen, und 64 Prozent haben sich der Stimme enthalten.

Wie es aussieht, hat die Mehrheit des Berufsstandes bereits resigniert - oder sie bleibt zumindest für den eigenen Betrieb zuversichtlich. Denn die Wohnungsnot dürfte auch mit dem neuen Gesetz nicht so schnell verschwinden. Und damit auch die hervorragenden Geschäftsaussichten für die Wohnungsvermittler. (pm/dpa/apa)