Sommerfrische im wahrsten Sinne lässt sich in Bad Fischau-Brunn (NÖ) erleben. Im 1899 errichteten Thermalbad wird im 19 °C kalten Wasser gebadet. Die Temperatur ist seit eh und je gleich, Sommer wie Winter. Auch das Erscheinungsbild und die Architektur waren es bis jetzt. Ein neuer Sanitärpavillon setzt in der weitläufigen Badeanlage mit Kabinen und Gebäuden in Schönbrunner Gelb und Grün gehaltener Holzarchitektur moderne Akzente. Beim Bau einer zweigeschossigen Kabinengalerie 1928 wurden Elemente der Gründungsjahre aufgegriffen und neue Kabinen eines schlichteren Typs geschaffen.
1991 wurde die gesamte Anlage unter Denkmalschutz gestellt, 1993 erwarb die Gemeinde das Thermalbad.
Anforderung: Architektur von heute
Der Plan ist es, das Thermalbad ganzjährig zu nutzen. Dafür bedarf es aber einiger Umbauarbeiten und Neuerungen. Alles muss in laufender Absprache mit dem Bundesdenkmalamt passieren. Das zentral im Badeareal gelegene Restaurant ist seit vorigem Winter ganzjährig geöffnet. Dafür wurden die außen angebauten Toiletten ins Innere des Gastronomiebetriebes verlegt. Bis dato wurden sie sowohl von den Schwimmern, als auch von den Gastro-Besuchern benutzt. Durch ihren Wegfall war der Bau von neuen WC-Anlagen dringend erforderlich.
Die Gemeinde schickte einen ersten Entwurf, angefertigt von ihrem Bausachverständigen, an das Bundesdenkmalamt – angelehnt an die historische Kabinenarchitektur in Gelb-Grün. „Dieser wurde abgelehnt. Die Anforderung war, dass sich der Bau abheben und als Architektur von heute erkennbar sein muss“, erklärt Bürgermeister Reinhard Knobloch. Dr. Gerold Eßer vom Bundesdenkmalamt Niederösterreich dazu: "Für die angestrebte neue Nutzungseinheit existierte innerhalb des Bades kein Vorbild, das für den Entwurf inspirierend hätte sein können.“
Zwecks einer klaren Unterscheidung und Abgrenzung zum historischen Bestand bei zugleich größtmöglicher Rücknahme des Baukörpers einigten sich Eigentümer, Planer und Bundesdenkmalamt auf eine farbliche Definition in hellen Grautönen.
Die notwendige – im Vergleich zum historischen Bestand der Kabinenreihen – größere Tiefe des neuen Baus konnte geschickt hinter einer bestehenden Ziegelmauer versteckt werden. "Das Ergebnis stellt eine zeitgemäße Interpretation der im Bad vorhandenen architektonischen Prinzipien dar. Es kopiert nicht einfach den historischen Bestand, sondern ist eine selbstbewusste, eigenständige und qualitätsvolle Weiterentwicklung der Architektur des Bades.“
800.000 Euro für Thermalbad - unter Bedingungen
Die Kosten für den neuen Sanitärpavillon im Bad mit WC-Anlagen und Duschen für Männer, Frauen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen belaufen sich auf 300.000 Euro, die Hälfte zahlt das Land Niederösterreich dazu. Anfangs rechnete die Gemeinde mit 150.000 Euro. Behördliche Auflagen und die Anforderungen des Bundesdenkmalamtes hätten laut Bürgermeister Knobloch die Kosten in die Höhe getrieben: „Wir befinden uns mitten in einem 800.000-Euro-Sanierungsprojekt des Bades.“ Das Land Niederösterreich unterstützt diese Maßnahmen mit 400.000 Euro – aber nur dann, wenn das Thermalbad als Ganzjahresbetrieb funktioniert.
Als nächstes Vorhaben steht die Abendbeleuchtung auf dem Plan. Lampen werden getauscht und gewisse Elemente wie der Wasserfall oder die Kabinen hervorgehoben. In späterer Folge soll die Gartenschank beim Restaurant gedreht werden und als Verbindung zum Pumpenhaus, das derzeit nur sporadisch genutzt wird, dienen. All diese Vorhaben müssen ebenfalls in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt passieren.
Eingebettet ins Historische
Zurück zum Sanitärpavillon: Dieser erinnert an so manches Wellnesshotel – exklusiv und edel im Inneren. Hochwertige Sanitärkeramiken, großformatige Fliesen und Fußbodenheizung sorgen für Wohlbefinden unter den Badgästen. Für den zeitgemäßen Betrieb und damit für den Fortbestand des Denkmals Thermalbad wurde er als wichtig erkannt.
An den neuen Bau wurde seitens des Bundesdenkmalamtes die Anforderung gestellt, dass er sich durch sein Lage und Ausrichtung, sein Volumen und seine Erscheinung in die Architektur und die Außenräume der historischen Badeanstalt einfügen sollte. Die Entscheidung fiel auf einen flachen Baukörper in der Art der historischen Kabinentrakte. Dieser wurde – wie andere Gebäude auch im Bad – entlang einer Außenraumgrenze errichtet.
Die Fassade wirkt frisch, luftig und modern, die Fenster und Türen wurden mit Fotografien von Franz Baldauf hinterlegt. „Die Fassade wurde als Holzstruktur definiert, die sich in der Bauweise und Erscheinung an den Baubestand des Bades anlehnt“, informiert Gerold Eßer vom Bundesdenkmalamt. (Bettina Kreuter)