Piano bedeutet ja eigentlich leise. Der italienische Star-Architekt Renzo Piano tritt aber derzeit besonders laut auf: Jetzt bietet der 80-Jährige nach der Genua-Brückenkatastrophe eine neue Brücke an, die tausend Jahre überdauern soll, wie er verspricht.
Doch wie kommt der Mann, der ganz nebenbei auch noch als Senator auf Lebenszeit im Parlament in Rom sitzt, darauf, sich seiner noch nicht einmal erbauten Brücke so sicher zu sein?
Nach seinem Studium kam Piano bereits mit Mitte 30 in Kontakt mit einem Auftrag, von dem die meisten Architekten ihr Leben lang nur träumen können. Gemeinsam mit dem italo-britischen Architekten Richard Rogers zog er den Bau des Pariser Centre Pompidou an Land. Den größeren Teil der Siebziger entstand das Museum für Moderne Kunst, das mit seinen sichtbaren, bunt bemalten Rohren damals die Gemüter spaltete und heute als unverwechselbar gilt.
In den Achtzigern folgte das nächste Museum aus Pianos Hand, die Menil Colleciton in Houston. Kritiker, wie etwa vom Magazin Archdaily, sehen das amerikanische Debut des Italieners als wenig spektakulär, sondern eher konform mit der Umgebung des Hauses an. Weder in Stil, noch Textur, noch nicht einmal in der Größe – die Kunstwerke befinden sich alle in nur einem Stockwerk – sollte der Bau sich von seiner texanischen Nachbarschaft abheben.
Mit der Gestaltung des Terminals des Flughafens in Osaka ging Pianos Architektur mehr in Richtung praktisch und so gelangte schließlich die Umgestaltung des Alten Hafens in Genua in Pianos Hände.
Für dieses Projekt im Rahmen der Weltausstellung 1992 nahm sich Piano in seiner Heimatstadt einen Bereich des Hafens vor, der nicht mehr genutzt werden konnte. Alte Lagerhallen und Krane mussten aber nicht den Neubauten weichen, sondern als Kulturerbe angesehen. Daneben entstanden ein Kongresszentrum, ein Museum, eine Bibliothek und ein Aquarium. Das direkt am Wasser gelegene Aquarium ist immer noch das größte Italiens und eine beliebte Touristenattraktion. Über die Jahre wurde es immer wieder erweitert – doch was ihm erhalten blieb, war der technische Look, den man von Piano schon durchaus gewohnt ist. Wie schon bei vielen seiner Design zuvor, gliedert sich auch das Aquarium von Genua in seine industrielle Umgebung ein.
Zu Pianos jüngeren Projekten zählt der 2007 fertiggestellte New York Times Tower – ein Auftrag, der zustande kam, als die Zeitung größere Headquarters wollte. Der fünfhöchste Turm der Stadt und neuntgrößte der USA ist speziell für eine hohe Energieeffizienz gestaltet. So ist der Anteil an natürlichem Licht in dem Bürogebäude überdurchschnittlich hoch.
Als Brückenbauer ist Piano höchstens im übertragenen Sinne bekannt, wenn überhaupt. Das hindert ihn aber nicht daran, wenig piano sein Vorhaben darzubieten, eine schlichte Brücke für Genua zu bauen, die – passend zu seinem bisherigen Stil – im Einklang mit der Umgebung designt werden soll. Immerhin ist bisher noch nichts aus seiner Hand eingestürzt. Ob die neue Konstruktion in seiner Heimatstadt deswegen wirklich 1000 Jahre halten wird? Er wird zumindest nicht mehr da sein, um das Gegenteil miterleben zu müssen.
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